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Das Medium ist die Botschaft. Von dieser Idee ausgehend haben wir in diesem Jahr 1 cm entwickelt – einen Podcast, der sich der Inklusion auf dem Arbeitsmarkt widmet und möglichst vielen Menschen zugänglich sein soll. Das Ziel: mit gutem Beispiel vorangehen, statt mit dem Finger zu zeigen. Eine ambitionierte Herausforderung, aber keineswegs eine unmögliche. Denn unmöglich ist nicht Lëtzebuerger Journal.
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"Es hätte mich gewundert, wenn ich dich hier nicht gesehen hätte."
Dieser Satz, den mir Max Hahn, Minister für Familie, Solidarität, Zusammenleben und Aufnahme, bei meiner Ankunft zur Vorstellung des Projekts Bewosst seines Ministeriums gemeinsam mit Info-Handicap und dem Horeca-Verband im vergangenen September zugerufen hat, ließ mich schmunzeln.
Kurz darauf brachte er mich jedoch zum Nachdenken. Denn er traf einen Punkt: Der Podcast, für den ich vor Ort war – 1 cm – ist bereits der zweite langfristig angelegte Podcast zum Thema Inklusion (nach D'Hoffnungsdréier), den die von mir geleitete Abteilung beim Lëtzebuerger Journal innerhalb von zwei Jahren realisiert hat.
Ich fragte mich: Warum ist dieses Thema bei uns so präsent? Die Antwort liegt eigentlich auf der Hand. Auf unserer Ebene wollen wir etwas bewegen. Sichtbarkeit schaffen. Denjenigen eine Stimme geben, die oft keine haben – und das auf eine andere Art. Nah an den Menschen. Nah an den Lösungen. Denn anderen zu sagen, wie sie es besser machen sollen, ist einfach. Mit gutem Beispiel voranzugehen, deutlich weniger.
Weniger einfach, aber nicht unmöglich. Und ehrlich gesagt: Unmöglich ist nicht Lëtzebuerger Journal. Das hat das Jahr 2025 einmal mehr bewiesen. Wieder einmal hat unser Team gezeigt, dass es die sprichwörtliche Extrameile nicht scheut – oder, um beim Thema zu bleiben, den einen oder mehrere Zentimeter, die in seiner Reichweite liegen. Also stellten wir uns die folgende Frage: Wie lässt sich ein Format, das auf den ersten Blick nicht vollständig inklusiv ist, so inklusiv wie möglich gestalten?
Ich wollte schon immer etwas erfinden. Konzepte entwickeln, strukturieren, Sounddesign, Postproduktion … Es gibt kaum etwas Schöneres als eine Audition-Session, in der unterschiedliche Aufnahmen, die im Laufe eines Jahres entstanden sind, zusammenfinden. Ich wollte aber auch immer innovieren. Medien und ihre Formate neu denken – insbesondere Podcasts. Irgendwann sagte einmal jemand: "The medium is the message." 1 cm nicht nur als bloßen Botschaftsträger zu verstehen, sondern als eigenständige Good Practice, erschien mir daher als die perfekte Herausforderung.
Eine perfekte Herausforderung – und meiner Meinung nach eine gelungene. Zunächst durch ihren partizipativen Charakter. Neben einem Aufruf zur Interview-Partnerschaft über soziale Netzwerke luden wir eine betroffene Person ein, den Podcast zu moderieren. An dieser Stelle kommt Joanne Theisen ins Spiel, die sich im Autismus-Spektrum befindet. Mit ihrer Ehrlichkeit, ihrer guten Laune und natürlich ihrer Off-Stimme hat sie von Folge zu Folge bewiesen – von der ersten Aufnahme bis zum Nutella-Löffel, mit dem wir unser "Drehende" gefeiert haben –, was der Podcast immer wieder betont: Menschen mit Behinderung verfügen über Talente, die wir brauchen.
"Irgendjemand hat einmal gesagt: 'The medium is the message.' 1 cm als eigenständige Good Practice zu begreifen statt als bloßen Botschaftsträger – das war die perfekte Herausforderung."
Doch bleiben wir dabei, denn dieser Podcast ist auf viele weitere Arten innovativ – über das Prinzip „"Nothing about us without us" hinaus. Das Sounddesign ist ruhig und sanft. Alle Episoden sind sowohl zum Lesen als auch zum Hören in einfacher Sprache verfügbar – und das in drei Sprachen auf unserer Website. Das Cover verbindet Icon und Brailleschrift. Kleine Details mit großer Wirkung: Sie machen diesen Podcast zu einem Podcast für alle, ohne die inhaltliche Qualität zu schmälern.
Denn Inklusion ist wichtig. Jede und jeder hat ein Recht auf Zugang zu Information – und es liegt an uns als Medium, dies bereits bei der Konzeption neuer Formate mitzudenken. Genau hier liegt meiner Ansicht nach der Unterschied: unser Wille, Dinge zu verändern. Der Wille des Teams insgesamt, aber auch der Wille jedes einzelnen Mitglieds, auf seiner jeweiligen Ebene.
Ich selbst bin dem Thema Behinderung von meinen ersten Schritten an begegnet. Mein Onkel lebt mit einer geistigen Beeinträchtigung. Wenn Christine Zimmer, Direktorin von Info-Handicap, das hier liest, juckt es ihr wahrscheinlich in den Fingern, mir zu schreiben und zu sagen, dass man nicht von "geistiger Behinderung" spricht. Das weiß ich heute. Damals konnte ich seine genaue Diagnose nicht benennen – denn in unserer Familie wurde nie darüber gesprochen. Für uns war es normal. Kein Gesprächsthema.
Christine war es schließlich, die mich für die Bedeutung der richtigen Begriffe sensibilisiert hat. Denn auch in den Medien hört das Lernen nie auf. Aus diesem Grund nahm unser Team im Vorfeld dieses Podcasts an einer Schulung von Info-Handicap mit dem Titel "Wie kommuniziert man mit einer Person mit Behinderung?" teil.
Heute tragen wir mit Stolz die Sonnenblume – das Symbol für unsichtbare Behinderungen – auf der Brust, als Zeichen der Solidarität mit allen Betroffenen. Unsichtbare Behinderungen sind übrigens auch Thema der sechsten und letzten Folge von 1 cm, die den Abschluss eines Jahres unermüdlicher Arbeit eines ganzen Teams markiert.
Ich könnte noch drei Seiten darüber schreiben, so viel gäbe es zu sagen. Doch ein Satz genügt. Er fasst zusammen, was wir erreichen wollten, was wir getan haben und worauf wir heute stolz sind. Dieser Satz lautet:
Dieser Podcast ist ganz einfach unser Zentimeter.