Graffiti-Generationen

Von Maxime ToussaintLex Kleren Für Originaltext auf Französisch umschalten

Die luxemburgische Graffiti-Szene entstand 1995. Seitdem hat sie sich ständig weiterentwickelt. Während ihre Pioniere ihre Identität hinter einer Kapuze und einem Pseudonym versteckten, schlagen die neuen Generationen voll ein und stellen ihr Markenimage in den Vordergrund. Das Lëtzebuerger Journal hat ihre Geschichte durch die Augen einiger Akteure nachgezeichnet.

Vor kurzem wurde im Bahnhofsviertel von Luxemburg-Stadt eine Graffiti-Wand errichtet. Diese Wand ist LE MUR, eine 30 m² große Fläche, auf der an der Kreuzung der Rue Bender und der Rue Fort Neipperg bis mindestens März 2025 vergängliche Kunstwerke ausgestellt werden. Alle zwei Monate wird sie von einem*einer neuen Graffiti-Künstler*in mit seiner*ihrer Kunst besprüht.

„LE MUR ist inspiriert von der MUR Oberkampf in Paris“, erklärt uns Olivier Potozec, Gründer des Vereins „I love Graffiti“, der das Projekt zusammen mit der Stadt Luxemburg ins Leben gerufen hat. Sader, so sein Künstlername, sitzt auf der Terrasse von Les Rotondes, überragt von einem großen blauen Himmel und zwei von Alain Welter gezeichneten Affen, und genießt die Sonne in Gesellschaft eines grünen Tees. „Es greift auch die Idee des Belüftungsturms auf, der bald auf dem Knuedler abgerissen wird.“

Als bekennender Graffiti-Fan hat er 2016 die MUR in Nancy besprüht. Mit diesem Projekt möchte er „die Künstler, die es nötig haben, aufwerten“, „ein wiederkehrendes kulturelles Ereignis schaffen, das die Luxemburger mittragen“ und einer facettenreichen Kunst, deren Szene im Großherzogtum allgegenwärtig und reich an Geschichte ist, „zu mehr Sichtbarkeit und Popularität verhelfen“.

Tags als Ausgangspunkt

„Graffiti bedeutet, seinen Namen zu schreiben, um zu sagen: es gibt mich.“ Für Olivier gibt es keinen Zweifel: Das wahre Graffiti ist das in den 1960er Jahren in New York entstandene, bei dem man auf eine Wand schreibt, um einen Beweis dafür zu hinterlassen, dass man dort gewesen ist. „Es ist auch ein Sport. Es sind Bewegungen und die Spraydose ist mit dem Körper verbunden. Man ist Zen.“

Auch wenn die Kunstform Graffiti erst vor 60 Jahren in den USA entstanden ist, besteht Sader darauf, dass ihr Geist schon viel früher existierte. Er sei sogar natürlich. „Ich glaube, jeder hat schon einmal seinen Namen auf eine Wand geschrieben, ihn in einen Baum geritzt oder sich auf seiner Schulbank verewigt. Gehen Sie in eine Kathedrale und schauen Sie sich die Säulen an. Sie werden sehen, dass Soldaten, die dort Zuflucht gesucht haben, ihre Namen in die Säulen eingemeißelt haben. Das war im 14. oder 17. Jahrhundert.“

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