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Man sagt, Sport verbindet – doch gilt das noch in einer Welt, in der Leistung und Geld im Mittelpunkt stehen? Für Misch Pautsch und Maxime Toussaint stand das Jahr 2024 im Zeichen von D’Hoffnungsdréier – unserem ersten Langzeit-Podcast, der den Weg luxemburgischer Paralympionik*innen zu den Spielen in Paris begleitet.
"Ich will an längerfristigen Projekten arbeiten…" Ein Gedanke, den viele Journalist*innen teilen. "So wirklich in die Tiefe gehen, Leute begleiten, dokumentieren, richtig dabei sein…hach." Und wenn die Chefredaktion irgendwann "Ja" sagt, steht man da wie der Hund, der das Auto, dem er nachgelaufen ist, plötzlich erwischt hat. Was jetzt?
Das jetzt. Ein Rohmaterial von dreißig Stunden Audio, das durchzuhören ist alleine mehr als vier Arbeitstage. In dieser Zeit müssen die meisten Journalist*innen heutzutage nicht nur einen, sondern mehrere Artikel liefern. Für uns ist das jedoch nur der sichtbare Teil des Eisbergs. Spitzensportler*innen, darunter ein Medaillengewinner, Politiker, Forscher, sogar die Großherzogin. Insgesamt waren wir mehr als anderthalb Jahre mit dem Projekt beschäftigt.
Anderthalb Jahre in Sporthallen, in Bürogebäuden, auf Trainingsplätzen, Caféterrassen, Tracks, frühmorgens und spätabends, und ganz am Ende: ein leicht stressiges Wochenende in Paris. Anderthalb Jahre, in denen wir sehen konnten, wie viel Arbeit, Schweiß, Zeit und Frust in diese paar Sekunden, diese paar Zentimeter investiert werden, auf die es am Ende in Paris ankommen sollte.
Ankommen sollte, und angekommen ist. Weniger als ein Jahr nach unserem allerersten Interview mit Marc Schreiner, dem Präsidenten des Luxembourg Paralympic Committee, betritt Tom Habscheid, Kugelstoßer, das bebende Stade de France. Rote Löwen und Rot-Weiß-Blaue Fahnen wehen im Publikum – ja auch viele horizontale! Luxemburg ist gut vertreten, das Land der Underdogs und derer, die man immer für zu klein hält, um Großes zu erreichen.
"Unser erster Gedanke, nachdem wir uns die Seele aus dem Leib geschrien haben: 'Fuck, wir müssen noch einen Minister interviewen.' Naja, das ging auch mit heiserer Stimme. Authentizität war immerhin eines der Leitmotive des Podcasts."
Und Großes wurde erreicht. Tom Habscheid bringt nach 40 Jahren die erste paralympische Medaille zurück ins Großherzogtum. Und unser erster Gedanke, nachdem wir uns gefühlt stundenlang die Seele aus dem Leib geschrien haben: "Fuck, wir müssen noch einen Minister interviewen." Naja, das ging auch mit heiserer Stimme – ist auch authentischer so. Und Authentizität war immerhin eines der Leitmotive des Podcasts – ohne Feuerwerk, ohne Schlechtes schön und Schönes schlecht zu reden.
Zeigen, dass selbst die "Besten der Welt" ganz normale Menschen sind. Dass sie zugänglich sind, Zweifel haben, bodenständig bleiben. Das gilt für die Sportler*innen, mit denen wir am Tag ihrer Wettkämpfe Nachrichten ausgetauscht haben. Für den Minister, den wir mit einem Bier in der Hand getroffen haben. Aber nicht nur sie… Heutzutage geht Sport Hand in Hand mit Forschung. Auch hier ist Luxemburg oft führend, wie Christophe Ley im Podcast eindrucksvoll beweist.
Damit ist unser erstes richtiges Langzeitformat beim Journal mehr als nur ein Einblick in die Geschichte hinter unseren paralympischen Top-Talenten, sondern – hoffentlich – eine Quelle für alle, die mehr über Parasport in Luxemburg wissen wollen. Was wir jedoch sicherlich – und mit ein bisschen Stolz – sagen können, ist, dass wir ein Stück Luxemburger Sportgeschichte dokumentiert haben. Und dass die Antwort auf die Frage "Wie ist es eigentlich dazu gekommen?" ein Link zu D‘Hoffnungsdréier sein wird.
