Parasport: teure Räder, die dennoch Hoffnung geben

Von Laura TomassiniLex Kleren

Die Vereine LuxRollers und Back to Sport sind Paradebeispiele für ein gelungenes Sporttreiben mit Behinderung. Wie sie ihr Training für alle zugänglich machen und wie groß die Nachfrage für behindertenfreundliche Aktivitäten wirklich ist, erklären sie in Teil 3 der Sport-Inklusions-Serie.

"Und das hier ist Carlos, der bekanntlich schönste Schnurrbart aus Luxemburg!" In Begleitung von viel Gelächter trödeln sie nach und nach am Parkplatz des Bambësch ein. Carlos, Delphine, Paul, Florent, Felix, Dario, die Liste geht weiter und weiter. Es ist Donnerstag und Zeit für das inklusive Fahrrad-Training von Back to Sport (B2S). Wie der Name es schon verrät: hier wird zurückgekehrt, zurück in die Pedale, zurück zu anderen Menschen, zurück zu einem Alltag mit Action und Leben. Das Angebot des Vereins richtet sich an Menschen mit eingeschränkter Mobilität, sei es durch eine körperliche Behinderung, eine Krankheit, einen Unfall.

Während die einen schon munter losradeln, sind andere noch am Aufpumpen, Kissen im Rücken zurechtschieben oder Fahrrad analysieren. Am frühen Nachmittag sind nämlich die "Neulinge" am Start, denn die Einführung ist das Wichtigste, so Michael Toussaint, eines der Komitee-Mitglieder: "Xavier, unser Physiotherapeut in der Neurologie und Gründungsmitglied von B2S, stellt den Neuen ein paar Fragen, um ihren Gemütszustand zu analysieren und ihnen Mut zuzusprechen", erklärt Michael. Paul, einer der Teilnehmer, klinkt sich ein: "Mein Ziel für 2024 war es, wieder aufs Rad zu steigen. Ich hatte vor viereinhalb Jahren einen Unfall beim Fahrradfahren und wurde von einem Auto überrannt. Danach saß ich im Rollstuhl. Radfahren war aber für mich immer mehr als nur ein Hobby und ich will wieder bei Wettkämpfen dabei sein, also bin ich hier."

Denn am Anfang war das Fahrrad

Ein Blick in die Runde und schnell wird klar: hier fehlt es zwar an Beinkraft, Gliedmaßen – ja, beim Parasport ist man frei Schnauze – und Beweglichkeit, keineswegs aber an Willen, zu einem Großteil auch dank Back to Sport. "Wenn du oder ich in einen Sportladen gehen, um ein Fahrrad zu kaufen, dann dauert dies 20 Minuten und kostet ein paar Hundert Euro. Gehen Menschen mit Behinderung allerdings ins Sportgeschäft, warten sie mehrere Monate und zahlen fünfmal mehr", erklärt Xavier Masson, Physiotherapeut und Mitgründer des Vereins. Wenn die Leiter*innen der Trainingsstunden die Teilnehmer*innen zum ersten Mal treffen, sind viele niedergeschlagen, entmutigt und haben ihre "beste" Zeit bereits aufgegeben. Das Team von B2S ist da, um ihnen zu zeigen, was noch alles geht.

Möglich ist dies durch eine simple Entdeckung seitens Xavier: "Pino", dem besonderen Tandem-Bike des Spezialrad-Herstellers Hase Bikes. "Alle unsere Fahrräder sind genauestens an die Bedürfnisse von Menschen mit eingeschränkter Mobilität angepasst, sprich sie können mit den Händen pedalieren ('maindaler'), die Bremsen befinden sich auf nur einer Seite oder das Gestell ist so konzipiert, dass man die Beine leicht rübernehmen kann, ohne sie stark anzuheben", verrät Michael. Über 50 Räder besitzt der Verein – nur sieben davon, jene für Fahrten im Wald, kosten insgesamt über 100.000 Euro, "und das sind noch die günstigeren". Es wird klar, warum Radfahren für Betroffene schnell zum doppelten Hindernis wird.

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