Das Kollektiv als Antwort auf die Immobilienkrise
Von Audrey Somnard, Misch Pautsch Für Originaltext auf Französisch umschaltenWas wäre, wenn sich mehrere Menschen für den Erwerb einer Immobilie zusammenschließen würden? Das Modell von Immobiliengenossenschaften ist Schwed*innen wohlbekannt. In Luxemburg ist es schwierig, solche Projekte ins Leben zu rufen. Warum das so ist.
Über die Wohnungskrise in Luxemburg und die hohen Preise trotz des jüngsten Preisrückgangs, der die gesamte Immobilien- und Baubranche erschüttert, muss man nicht mehr viele Worte verlieren. Luxemburg baut wenig und die Preise bleiben hoch, weil es kein konsequentes Angebot gibt. Eine Diskussion, die Politiker*innen nun schon seit mehreren Jahrzehnten beschäftigt, da die Anstrengungen bislang auf die Nachfrage gerichtet waren: den Zugang zu Wohneigentum fördern, unabhängig vom Preis. Doch die Wohnungskrise, die wir derzeit erleben, ist nicht neu. Das erfuhren wir von Jan Rydén Bonmot, Autor, Künstler und in Wirtschaft ausgebildeten Historiker, der vor einigen Wochen aus Schweden kam, um in Luxemburg sein Buch En humanistisk klassicism (Ein humanistischer Klassizismus) vorzustellen, das sich mit dem goldenen Zeitalter der Wohnungsbaugenossenschaften in Schweden zwischen 1915 und 1930 befasst. Der Vortrag trug den Titel "Swedish Grace: How housing cooperatives kickstarted in 1920s Stockholm". Er wurde vom Kollektiv April initiative eingeladen, das im interdisziplinären Dialog nach Lösungsvorschlägen für die Immobilienkrise suchte.
Die schwedische Hauptstadt war Anfang des 20. Jahrhunderts von einer schweren Wohnungskrise geplagt. Die 1920er Jahre waren geprägt von einer Bewegung, die die schwedische Immobilienlandschaft für immer verändern sollte: die Wohnungsbaugenossenschaften. Sie ließen in nur wenigen Jahren mehr als 2.500 Arbeiterwohnungen aus dem Boden schießen, die – für die damalige Zeit eine Seltenheit – über eigene Badezimmer verfügten. Diese Wohnungen waren nicht nur erschwinglich, sondern auch qualitativ hochwertig und ästhetisch ansprechend. Wie haben die Schwed*innen dieses Kunststück vollbracht?
Ein kurzer Blick zurück in die Vergangenheit. Im Jahr 1915 sah Schweden ganz anders aus als heute, denn das Land war zu dieser Zeit eines der ärmsten und vor allem ungleichsten Länder in Europa. Gleichzeitig hat die Spanische Grippe die Bevölkerung dezimiert, die Inflation erreicht Rekordhöhen und die Immobilienspekulation ist in vollem Gange. Eine Situation, die unserer Post-Covid-Ära ziemlich ähnlich ist, meint der Historiker. Die Mieter*innen waren demnach skrupellosen Vermieter*innen ausgeliefert, die damals von einem geringen Angebot profitierten.
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