1 cm - Ep. 3: Inklusions-Ateliers (in einfacher Sprache)
Von Maxime Toussaint, Melody Hansen, Christian Block, Misch Pautsch
"1 Centimeter" ist ein Podcast vom Lëtzebuerger Journal. Die Journalistinnen arbeiten seit einem halben Jahr an diesem Podcast. In dem Podcast geht es um Menschen mit Beeinträchtigung bei der Arbeit. Es geht um ihre Probleme, Chancen und Erfolge. Das hier ist die dritte Episode von diesem Podcast.
Dieser Artikel ist in einfacher Sprache geschrieben, damit noch mehr Menschen unsere Arbeit verstehen.
Das Thema ist: Arbeiten im Inklusions-Atelier
In diesem Text geht es um Inklusions-Ateliers.
Dort arbeiten Menschen mit Beeinträchtigung.
Zwei Ateliers heißen APEMH und Ligue HMC.
Wir besuchen sie.
Und reden mit Leuten, die dort arbeiten.
Auch andere Experten reden mit.
Was ist ein Inklusions-Atelier?
Viele Menschen mit Beeinträchtigung finden keine Arbeit.
Einige Arbeiten sind oft zu schwer für sie.
Zum Beispiel wegen Stress oder Leistungs-Druck.
Deshalb gibt es Inklusions-Ateliers.
Das sind geschützte Arbeits-Plätze.
Das heißt auch: Der zweite Arbeits-Markt.
Dort wird darauf aufgepasst, dass es jedem gut geht.
Experten erklären: Die Ateliers sind sehr wichtig.
Aber der Weg auf den normalen Arbeits-Markt muss besser werden.
Was ist die APEMH?
Laura Letsch ist eine Chefin für Essen für zwei Ateliers der APEMH.
Sie sagt:
Wir kochen hier Essen.
Das Essen ist für unsere Kantine.
Und das Essen ist für eine Kinder-Tages-Stätte.
Die APEMH ist der Arbeits-Platz von unseren Leuten.
Die Menschen hier haben einen festen Arbeits-Vertrag.
Sie bekommen ein Gehalt.
Sie arbeiten wie Angestellte.
David Mira: Kochen bei der APEMH
David ist 45 Jahre alt.
David ist mit seiner Beeinträchtigung geboren.
Er war auf besonderen Schulen.
David hat vorher auf anderen Stellen gearbeitet. Aber es hat nicht gut gepasst.
Kochen ist seine Leidenschaft.
Jetzt ist er Koch bei der APEMH.
Die APEMH ist ein Inklusions-Atelier.
Er hat ein Praktikum bei der APEMH gemacht.
Er konnte die Küche oder die Keks-Fabrik wählen.
Er hat die Küche gewählt.
David sagt: Heute fühle ich mich wie ein normaler Angestellter.
David ist froh bei der APEMH.
Aber vorher hatten die Leute Vorurteile:
Er sagt: Ich habe einen Stempel bekommen. Der Stempel heißt: TH.
Das ist eine Abkürzung für: Travailleur handicapé.
Das ist Französisch.
Es bedeutet: Arbeiter mit Beeinträchtigung.
David sagt: Ich fühle mich nicht wie ein Mensch mit Beeinträchtigung.
Menschen mit Beeinträchtigung sind normale Menschen.
Sie brauchen keinen Stempel.
Respekt bei der Arbeit
David ist froh bei der APEMH.
Er wollte einen Chef, der ihn respektiert.
David sagt:
Mein früherer Chef hatte keinen Respekt.
Mein Chef bei der APEMH hat Respekt.
Ein Chef im Atelier muss ruhig bleiben.
Sonst bekommen die Menschen Angst.
Wenn Menschen Angst haben, machen sie Fehler.
Es ist wichtig, dass man sich gut mit seinen Mit-Arbeitern versteht.
Warum arbeiten Menschen im Inklusions-Atelier?
Viele Menschen wollen auf den normalen Arbeits-Markt.
Aber das ist oft schwer.
Denn das braucht oft viel Organisation.
Ein wichtiger Punkt sind die sozialen Kontakte.
Oft ist man auf dem normalen Arbeits-Markt allein. Hier nicht.
Bei der APEMH haben die Menschen eine gute Betreuung.
Sie haben viele soziale Kontakte.
Ausbildung bei der APEMH
Junge Menschen mit Beeinträchtigung können hier lernen.
Sie finden heraus: Was sind meine Stärken?
Sie machen Praktika in den Ateliers.
Die Ausbildung dauert 3 bis 5 Jahre.
Danach bekommen sie oft einen Arbeits-Vertrag bei der APEMH.
David Mira
Laura Letsch
Die Ligue HMC
Die Ligue HMC ist auch ein Inklusions-Atelier.
“HMC” bedeutet: Geistige Beeinträchtigung.
Claudine Nosbusch ist Direktorin bei der Ligue HMC.
“HMC” bedeutet: Geistige Beeinträchtigung.
Eine intellektuelle Beeinträchtigung ist keine Krankheit.
Die meisten Menschen haben sie von Geburt an.
Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung sind alle verschieden.
Viele haben Schwierigkeiten beim Lernen.
Oder beim Verstehen.
Oder mit der Sprache.
Oder in sozialen Situationen.
Die Ateliers der Ligue HMC
Die Ligue HMC hat sehr viele verschiedene Ateliers.
Es gibt Handwerks-Ateliers:
• Schreinerei (Arbeit mit Holz)
• Schlosserei (Arbeit mit Metall)
• Keramik-Atelier (Arbeit mit Ton)
Es gibt auch Service-Ateliers:
• Gärtnerei (Arbeit im Garten)
• Küche und Kantine
• Ein Restaurant. Es heißt Pompomme.
• Ein Laden für gebrauchte Sachen.
Schlechte Erfahrungen auf dem ersten Arbeits-Markt
Einige Mitarbeiter erzählen ihre Geschichte.
Eine Mitarbeiterin erzählt
Ich wurde früher immer wieder entlassen.
Meine Chefin hat mich fertig gemacht.
Ich hatte Panik-Attacken, wenn ich an Arbeit gedacht habe.
Jetzt bin ich bei der Ligue HMC. Hier bin ich froh.
Ich kann in meinem Rhythmus arbeiten.
Ein Mitarbeiter erzählt
Ein Mann erzählt:
Ich war bei einer staatlichen Stelle.
Sie hatten kein Verständnis für meine Probleme.
Ich habe meinen Kranken-Schein zu spät abgegeben.
Sie haben mich sofort entlassen.
Eine andere Mitarbeiterin erzählt
Eine andere Frau erzählt:
Man sieht meine Beeinträchtigung nicht.
Meine Beeinträchtigung ist im Gehirn.
Darum behandeln Menschen mich nicht, als ob ich eine Beeinträchtigung hätte.
Sondern Menschen behandeln mich, als ob ich dumm wäre.
Das ist nicht gut.
Menschen sollen uns mit Respekt behandeln.
Wege zwischen den Arbeits-Welten
Es gibt 2 Arbeits-Welten:
1. Der normale Arbeits-Markt. Er heißt auch erster Arbeitsmarkt.
2. Die Inklusions-Ateliers. Er heißt auch zweiter Arbeitsmarkt.
Experten sagen:
Menschen müssen zwischen diesen 2 Welten wechseln können.
Wenn sie das wollen.
Der Weg vom Atelier auf den normalen Arbeits-Markt muss besser werden.
Denn es geht immer um Menschen.
Die Life Academy bei der Ligue HMC
Bei der Ligue HMC können die Menschen nicht nur arbeiten.
Sie können sich auch weiter-bilden.
Das passiert in der Life Academy.
Hier lernen sie Fähig-Keiten.
Das machen sie zusätzlich zu ihren anderen Arbeiten.
Diese Fähigkeiten helfen im Arbeits-Alltag.
Ein Beispiel ist der Newsletter-Workshop.
Dort machen sie eine Zeitung.
Und sie lernen, mit Medien umzugehen.
Dazu machen sie Interviews.
Und sprechen darüber, was bei der Ligue HMC passiert.
Aber sie haben auch andere Arbeiten:
Ein Mann arbeitet in der Schreinerei.
Er baut Kisten und Schränke aus Holz.
Eine Frau arbeitet sonst in der Kantine.
Sie backt gerne Waffeln.
Zwei von ihnen arbeiten im Papieratelier.
Sie sind alle froh, bei der Ligue HMC zu sein.
Der "Buttik" der Ligue HMC
Max Hahn
Wir sprechen mit dem Familien-Minister
Max Hahn ist der Familien-Minister.
Er findet: Inklusions-Ateliers sind sehr gut für viele Menschen.
Aber: Viele Leute wollen an anderen Orte arbeiten.
Er will den Übergang einfacher machen.
Dafür gibt es den Inklusions-Assistenten.
Ein Assistent ist ein Helfer.
Dieser Helfer soll Ängste abbauen.
Chefs auf dem normalen Arbeits-Markt haben oft Angst.
Sie wissen nicht: Wie soll ich mit der Person umgehen?
Auch die Eltern und die Menschen selbst haben Angst.
Der Inklusions-Assistent soll alle begleiten und helfen.
Und man soll auch immer zurück in die Inklusions-Ateliers gehen.
Wenn es einem dort besser gefällt.
Wie funktioniert der Übergang heute?
Die Ligue HMC macht das schon mit Job-Coaches.
Ein Job-Coach geht in die Firma und hilft.
Die Person kann immer in die Ligue HMC zurückkommen.
Bei der APEMH ist der Übergang selten.
In 4 Jahren sind 7 Menschen auf den normalen Arbeits-Markt gegangen.
Das sind nicht viele.
Warum?
Die meisten Mitarbeiter wollen nicht wechseln.
Sie fühlen sich bei der APEMH wohl.
Sie haben hier gute Betreuung und soziale Kontakte.
Inklusions-Ateliers sind echte Arbeits-Plätze
Info Handicap ist eine Beratungs-Stelle.
Info Handicap sagt:
Die Ateliers sind keine Beschäftigungs-Therapie.
Die Ateliers sind richtige Arbeits-Plätze.
Dort arbeiten Menschen mit Talent.
Sie stellen Produkte mit hoher Qualität her.
Zum Beispiel: Schokolade, Möbel oder Essen in Restaurants.
Die Ateliers arbeiten auch mit normalen Firmen zusammen.
Was muss besser werden?
David sagt:
Menschen mit dem TH-Status brauchen mehr Unterstützung.
Sie brauchen mehr finanzielle Unterstützung.
Sie bekommen oft nur den Mindest-Lohn.
Davon kann man keine teure Wohnung bezahlen.
Es gibt also noch Probleme:
• Der Lohn ist nicht hoch.
• Die Ausbildung hat kein offizielles Zertifikat.
Ein wichtiger Ort
Trotzdem sind die Ateliers sehr wichtig.
Menschen finden dort eine gute Arbeit.
Sie finden Arbeit, die sie auf dem ersten Arbeits-Markt nicht bekommen.
In der nächsten Folge geht es um gute Beispiele.
Es geht um Arbeit-Geber, die Inklusion schon gut machen.
Du wëlls méi iwwert eis Aarbecht wëssen an eis ënnerstëtzen? Hei gëss du méi iwwert eis Approche gewuer: