Backen aus Leidenschaft

Simon Loutid hat eine Handelsschule besucht und einen Master in Wirtschaftsprüfung und Finanzen gemacht. Er hat die Etappen einer alles in allem klassischen Laufbahn auf dem Finanzplatz durchlaufen. Der junge Mann war für eine Karriere bestimmt, in der er wie viele andere die Zahlen sprechen lässt. Wie viele andere auch, hat er neben seiner Arbeit eine nicht ganz geheime Leidenschaft: das Backen. „Als ich in Paris studierte, war ich sehr frustriert, weil ich in meinem kleinen Studio keinen Backofen hatte. Dann reiste ich für eine Lehre nach Italien und dort hatte ich alles, was ich zum Kochen brauchte. Ich fing an, Kuchen zu backen, sobald ich ein bisschen Zeit hatte“, erzählt er.

Seine Arbeitskolleg*innen sind von seiner Initiative zunächst angetan, aber sie werfen Fragen auf: „Natürlich waren sie zufrieden, ich habe dem Team oft Kuchen mitgebracht, aber mein Chef hat sich doch recht schnell gefragt, warum ich das alles mache“, obwohl der junge Mann nur seine Leidenschaft teilen wollte. Ohne einen genauen Plan meldete sich Simon als freier Kandidat für das CAP (Certificat d'aptitude professionnelle) Pâtisserie an. Er verbrachte seine Abende und Wochenenden mit der Vorbereitung auf die Prüfung. Ohne wirklich an die Zukunft zu denken – „Ich hatte keine besonderen Gedanken über die Zeit nach dem CAP“ -, hat der junge Mann eine unternehmerische Ader. Er weiß, dass er seine Karriere nicht als Angestellter beenden wird, hat aber keine genauen Vorstellungen von seinen Wünschen. In der Zwischenzeit legt er 2020 seine Prüfung mit Bravour ab. Das verleiht ihm Legitimität in der Welt der Konditorei, ein neues Eisen in seinem Feuer.