1 cm - Ep. 4: Best Practices (in einfacher Sprache)
Von Christian Block, Melody Hansen, Maxime Toussaint, Sherley De Deurwaerder, Misch Pautsch
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"1 Centimeter" ist ein Podcast vom Lëtzebuerger Journal. Die Journalistinnen arbeiten seit einem halben Jahr an diesem Podcast. In dem Podcast geht es um Menschen mit Beeinträchtigung bei der Arbeit. Es geht um ihre Probleme, Chancen und Erfolge. Das hier ist die vierte Episode von diesem Podcast.
In der letzten Folge haben wir über Inklusions-Ateliers gesprochen.
Das sind besondere Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung.
Sie arbeiten dort oft mit Unterstützung.
Heute geht es um etwas anderes.
Wir schauen auf den ganz normalen Arbeitsmarkt.
Das heißt: Menschen mit Behinderung arbeiten zusammen mit Menschen ohne Behinderung.
Sie haben dieselben Aufgaben.
Das nennt man Inklusion.
Wir zeigen heute: Es gibt gute Beispiele.
Aber es ist noch viel zu tun.
Jessica, die Pflegekraft
Jessica ist 32 Jahre alt.
Sie arbeitet als Pflegekraft.
Der Fachbegriff ist "Aide-soignante".
Vor über 4 Jahren bekam sie eine schlimme Diagnose:
Sie hatte Knochenkrebs.
Das nennt man auch Osteosarkom.
Sie bekam Chemotherapie.
Das ist eine starke Behandlung mit Medikamenten.
Aber sie wurde davon sehr krank.
Deshalb wurde die Behandlung gestoppt.
Sie wurde auch operiert.
Ein Teil ihres Knochens wurde entfernt.
Danach musste sie wieder lernen, zu gehen.
Später kam der Krebs zurück.
Jessica und die Ärzte entschieden:
Das Bein muss amputiert werden.
Das heißt: Das Bein wurde entfernt.
Seitdem hat Jessica eine Prothese.
Das ist ein künstliches Bein.
Jessica sagt:
"Zuerst war ich geschockt.
Aber ich habe ein kleines Kind.
Ich wollte kämpfen.
Ich wollte weitermachen."
Jessica wusste nicht, ob sie ihren Beruf weitermachen kann.
Sie wollte wieder in der Pflege arbeiten.
Aber der Weg war lang.
Sie musste viele Tests machen.
Die Ämter brauchten viel Zeit.
Manche Termine wurden vergessen.
Das war frustrierend.
Jessica fühlte sich nicht ernst genommen.
Trotzdem hat sie nicht aufgegeben.
Jessica und Journalist Christian
Ep. 4: D'Jessica konnt trotz engem Aschnëtt a sengem Liewe weider als Aide-soignante bei sengem Patron schaffen.
Tamara und Journalistin Melody
Tamara, die Gemeindearbeiterin
Tamara ist 27 Jahre alt.
Sie arbeitet in einer Gemeindeverwaltung.
Ihre Geschichte beginnt schon als Kind.
Mit 11 Jahren hatte sie einen Reitunfall.
Danach hatte sie starke Schmerzen im Bein, in der Hüfte und im Rücken.
Niemand fand die genaue Ursache.
Erst später bekam sie die Diagnose:
Ein Tumor im Becken.
Der Tumor war so groß wie eine Orange.
Sie bekam viele Behandlungen:
Chemotherapie, Bestrahlung, Operationen.
Seitdem lebt sie mit einer dauerhaften Behinderung.
Viele Berufswünsche gingen nicht mehr.
Sie wollte mit Tieren arbeiten.
Oder Polizistin werden.
Aber das war nicht mehr möglich.
Darüber war sie sehr traurig.
In der Schule war es auch schwer.
Sie war oft krank.
Lehrer und Lehrerinnen kamen zu ihr nach Hause.
Aber das war freiwillig.
Ohne diese Hilfe hätte sie es nicht geschafft.
Auch Tamara wollte unbedingt auf dem normalen Arbeitsmarkt arbeiten.
Sie ging zur ADEM.
Das ist die luxemburgische Arbeitsagentur.
Aber auch dort war es nicht leicht.
Sie musste Tests machen, obwohl sie viele ärztliche Berichte hatte.
Sie fühlte sich nicht gut behandelt.
Das war sehr verletzend.
Trotzdem hat sie weitergemacht.
Steve Infalt, Direktor von Servior in Diekrich
Kleine Dinge, die viel helfen!
Am Ende fanden beide Frauen eine gute Stelle.
Jessica konnte in einem anderen Pflegeheim weiterarbeiten.
Dort ist die Arbeit etwas leichter.
Weniger Stufen, kürzere Wege, bessere Ausstattung.
Jessica sagt:
"Ich kann fast alles wie früher machen.
Nur ganz schwere Arbeiten mache ich nicht.
Zum Beispiel: Menschen ohne Hilfsmittel heben.
Aber das ist okay.
Meine Kolleginnen helfen mir.
Ich gehöre dazu."
Jessica arbeitet jetzt 75 % der Zeit.
Trotzdem verdient sie heute wieder so viel wie früher bei 100 %.
Das liegt am Punktesystem im Tarifvertrag.
Das ist fair.
Auch Tamara arbeitet nicht Vollzeit.
Sie hat eine feste Stelle.
Sie hat den offiziellen Status "Salariée handicapée".
Im Vorstellungsgespräch hat sie offen über ihre Behinderung gesprochen.
Das war kein Problem.
Ihr Arbeitsplatz wurde angepasst.
Sie bekam einen bequemen Stuhl.
Und einen Tisch, der höhenverstellbar ist.
So kann sie gut arbeiten.
Sie macht Büroarbeit.
Man darf nicht aufgeben!
Beide Frauen sagen:
Man darf nicht aufgeben.
Manchmal ist alles schwer.
Dann muss man Hilfe suchen.
Reden hilft.
Gefühle zeigen ist wichtig.
Auch ihre Chefs sehen das so.
Der Bürgermeister von Niederanven sagt:
"Inklusion sollte normal sein.
Wir als Gemeinde wollen ein gutes Beispiel sein."
Fazit:
Es gibt gute Beispiele.
Man nennt das auf Englisch "Good Practices".
Aber es sollten mehr sein.
Firmen und Behörden müssen offener sein.
Sie brauchen gute Pläne.
Dann klappt es auch mit der Inklusion.
In der nächsten Episode:
In der nächsten Folge geht es um Quoten.
Quoten sind feste Zahlen.
Sie sagen zum Beispiel:
So viele Menschen mit Behinderung müssen in einer Firma arbeiten.
Ob das hilft?
Das klären wir beim nächsten Mal.
Du wëlls méi iwwert eis Aarbecht wëssen an eis ënnerstëtzen? Hei gëss du méi iwwert eis Approche gewuer: