Retro - So vertraut und doch so fremd

Von Lynn Warken

Diesen Artikel hören

Das Lëtzebuerger Journal feiert bereits seinen zweiten digitalen Geburtstag. Wir haben unseren Platz in der Medienlandschaft gefunden, uns weiterentwickelt und sind bereit für 2023. Das alles wäre ohne die Menschen, die uns ihre Erfahrungen und Sichtweisen schildern, nicht möglich. Zu diesem Anlass hat sich jedes Teammitglied einen Beitrag ausgesucht, dessen Geschichte ihn oder sie in diesem Jahr nicht losgelassen hat.

(On)bekannt ist eines der ersten Podcast-Formate, die ich für das Lëtzebuerger Journal entwickelt und produziert habe. Auch 13 Episoden später bin ich vor jeder Episode genauso aufgeregt wie vor der ersten. Das Konzept ist einfach: Ein Blind Date. Wir bestellen den Host, Jill, in ein Lokal, setzen sie an einen Tisch und warten ab, was passiert. Jedes Mal trifft sie auf eine andere Person. Manchmal kennt sie den Menschen, manchmal nicht. Damit das Gespräch nicht ins Stocken gerät, werden vorab Bierdeckel mit Themen beklebt, die immer Mal in die Runde geworfen werden.

So einfach das klingt, so unberechenbar ist das Format. Wie im echten Leben weiß man nie, wie erste Dates beziehungsweise Gespräche mit meist fremden Personen verlaufen. Die Zusatzkomponente hierbei: Das Gespräch ist die eigentliche Podcast-Aufnahme, es soll also idealerweise für die Hörer*innen interessant und unterhaltsam sein.

„Zurück in der Heimat ist vieles gleich geblieben, man selbst ist aber eine andere Person als damals.“

In dieser Folge geht es um zwei gut ausgebildete Frauen, die über einen längeren Zeitraum im Ausland studiert und gearbeitet haben und seit ein paar Jahren wieder in Luxemburg leben. Zurück in der Heimat ist vieles gleich geblieben, man selbst ist aber eine andere Person als damals. Die Freund*innen von früher sind nicht mehr da bzw. haben mittlerweile andere Interessen. Alltagsrassismus, der mit Sprüchen wie „das meinen wir ja nicht böse“, sind auch in Luxemburg weiterhin sehr verbreitet, genauso wie die „Das-haben-wir-schon-immer-so-gemacht-Mentalität“. Es dauert, bis sich zu Hause wieder nach zu Hause anfühlt.

Sie erzählen, wie sie sich einen neuen Freundeskreis aufbauten, welchen positiven Impakt Laras Arbeit und Arbeitskolleg*innen auf sie haben und was genau sich hinter dem Begriff Zillennial Move verbirgt. Die Episode mit Lara Dieudonné ist mir besonders in Erinnerung geblieben. Es war eines der Gespräche, bei denen ich mich am liebsten dazu gesetzt und mitdiskutiert hätte. Nicht nur die Chemie zwischen den beiden hat gestimmt, die Anekdoten aus ihren beiden Leben waren spannend, inspirierend und keck zugleich.