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Der Jahreswechsel ist eine passende Gelegenheit, auf das Jahr zurückzublicken, das hinter uns liegt. Für das Journal-Team bedeutet das: zurückschauen auf mehr als 600 veröffentlichte Artikel und Podcasts sowie mindestens dreimal so viele geführte Interviews. Jedes Teammitglied hat den Beitrag ausgewählt, der ihn oder sie im Jahr 2023 am meisten geprägt hat.
Am Anfang meiner beruflichen Laufbahn wurde mir ein wichtiger Ratschlag gegeben: "Niemand wird dir etwas schenken. Wenn du etwas willst, musst du es klar kommunizieren, Eigeninitiative zeigen und dafür arbeiten. Erwarte nicht, dass dir Erfolg auf dem Silbertablett serviert wird." Ob dieser Rat tatsächlich in Erfüllung geht, hängt natürlich auch noch von vielen anderen, oft unbeeinflussbaren, Faktoren ab. In meinem Fall hat es schon mehrfach funktioniert. Seit diesem Jahr bekleide ich die Position der Geschäftsführerin beim Lëtzebuerger Journal.
Wenn ich dieses Jahr in einem einzigen Wort beschreiben müsste, würde ich es als "wild" bezeichnen.
Jedoch nicht auf die Weise, wie es in The Wolf of Wall Street dargestellt wird, wo exzessiver Alkohol und Drogenkonsum an der Tagesordnung stehen und ich mich jeden Abend selbst feiere und mir denke, was für eine geile selbstverliebte Workaholikerin ich bin. Mit "wild" meine ich eher unberechenbar herausfordernd bis hin zu unberechenbar erfüllend. Neue Situationen erfordern stets mehr Energie. Es gab viele "erste Male" – das erste Mal, als ich auf der anderen Seite eines Interviews stand und selbst interviewt wurde, die erste Sitzung vor dem Verwaltungsrat, die ersten anspruchsvolleren Mitarbeiter*innengespräche, die ersten Sitzungen im Presserat. Es war aufregend zu sehen, welche positiven Veränderungen meine ersten Anregungen im Team hatten. Zudem veröffentlichten wir im September die erste Episode unseres Podcasts "Déi gutt Mod", den ich seit September zusammen mit unserer Chefredakteurin Melody Hansen produziere.
"Während meiner beruflichen Laufbahn hatte und habe ich das Glück, Menschen an meiner Seite zu haben, die nicht nur an mich geglaubt, sondern mich auch gefördert haben (…). Davon möchte ich etwas zurückgeben."
In unserem Podcast teilen wir Einblicke aus unserem Führungsalltag. Wir sprechen über unsere Beobachtungen und wechseln zwischen Perspektiven aus unserer Vergangenheit als Mitarbeiterinnen und unserer aktuellen Rolle in Führungspositionen hin und her. Unser Ziel ist es, dass die Zuhörer*innen beide Seiten besser verstehen und dadurch eine höhere Akzeptanz füreinander entwickeln können. Der Podcast trägt auch dazu bei, über die bestehenden Ungleichheiten in den Führungsebenen aufzuklären und die Chancen zu betonen, die sich für ein Unternehmen ergeben, wenn die Führungsebene vielfältiger ist.
Besonders erfüllend sind für uns die Nachrichten und Fragen unserer Hörer*innen, die wir in jeder Episode behandeln. Während meiner beruflichen Laufbahn hatte und habe ich das Glück, Menschen an meiner Seite zu haben, die nicht nur an mich geglaubt, sondern mich auch gefördert haben. Sie haben mir wertvolle Ratschläge und konstruktives Feedback gegeben (hier sprechen wir nicht von Mansplaining). Diese Ratschläge und Einschätzungen haben zu meinem persönlichen Wachstum beigetragen. Davon möchte ich etwas zurückgeben. Ich stehe nicht für die Ellenbogenmentalität, bei dem ich andere, die besser sind als ich, als Konkurrenz sehe. Vielmehr glaube ich fest daran, dass wir gemeinsam stärker sind. In unserem gemeinsamen Podcast erzählen wir viel darüber, was wir in den letzten Jahren gelernt haben, um noch mehr Menschen, darunter vor allem mehr Frauen, die Angst zu nehmen, führen zu wollen. Ich bin mir bewusst, dass dieser Podcast nicht ausreicht um mehr Chancengleichheit zu erlangen aber er wirkt unterstützend.