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Die Journal-Redaktion blickt auf 2021 zurück - Pascal Steinwachs ist als nächster dran. Die vergangenen zwölf Monate waren aufregend, herausfordernd und bereichernd und bedeuten gleichzeitig unseren ersten, digitalen Geburtstag. Zu diesem Anlass hat sich jedes Teammitglied den Beitrag ausgesucht, dessen Recherche oder Produktion sie oder ihn 2021 am meisten geprägt hat.
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Wer hätte das gedacht? Mein erstes Mal, und dann auch gleich noch mit dem Vorsitzenden einer christsozialen Partei.
So ganz jungfräulich war mein erstes Mal dann aber doch nicht, hatte ich es davor doch schon sehr oft, ach was, mehrere tausend, ja, höchstwahrscheinlich sogar einige zehntausend Male getan.
Nein, nicht was Sie denken, liebe(r) Leser*in (das mit dem Gendern, man*frau mag es kaum glauben, ist mir inzwischen tatsächlich in Fleisch und Blut übergegangen): Ich rede hier vom Artikelschreiben, will heißen von meinem ersten Artikel (na ja, einen ersten Opgepikt im neuen XXL-Format hatte ich schon einige Tage zuvor zusammengebastelt), von meinem ersten Interview für das neue, digitale Journal, das inzwischen ja nicht mehr ganz so neu, aber immer noch digital ist.
Digital ist nämlich um einiges besser als analog, denn digitale Artikel kann man sich – und das freut nicht zuletzt auch die Druckerpatrone, die dadurch nicht eintrocknet - ausdrucken, um sie dann zu Hause oder wo auch immer in aller Ruhe zu lesen. Man kann sie aber natürlich auch fotografieren, um sie dann via WhatsApp als Anhang an seine Kolleg*innen weiterzuschicken, doch ich schweife ab …
Was ich eigentlich sagen wollte: Mein erstes Interview für das digitale Journal führte ich mit dem CSV-Präsidenten Frank Engel.
„Das mit dem Gendern, man*frau mag es kaum glauben, ist mir inzwischen tatsächlich in Fleisch und Blut übergegangen.“
Ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen: Es war ein sonniger Tag. Die Tauben auf dem Fenster vor dem Präsidentenbüro gurrten. Im Hintergrund läuteten die Glocken der Kathedrale. Eine freundliche Dame – es kann aber auch ein Herr gewesen sein – brachte uns einen Kaffee, leider ohne Gebäck. Engel trug ein graues Sakko und ein weißes Hemd. Ich trug ein schwarzes Hemd und kein Sakko. Ich hatte viele Fragen. Er hatte noch mehr Antworten. Danach kreisten wir wie Freunde um den Präsidentenschreibtisch, doch ich schweife schon wieder ab …
Also: Mein erstes Mal mit Engel (jedenfalls in dieser Konstellation) war in diesem Fall leider auch schon das letzte Mal, denn als ich Frank Engel das nächste Mal sah, da war er schon nicht mehr das, was er zuvor gewesen ist und mutmaßlich immer noch gerne wäre, hätte es da nicht diese Leute gegeben, die sich von Anfang an nicht damit abfinden wollten, was Engel geworden ist – wahrscheinlich weil sie es selbst werden wollten, aber nicht wurden.
Kurz nach meinem Interview mit Engel trat dieser nämlich wegen der sogenannten Freundeskreis-Affäre als Parteipräsident zurück, nachdem sich das mit dem Freund, Feind, Parteifreund wieder mal bewahrheitet hatte.
Seitdem ist die CSV immer noch auf der Suche nach einem neuen starken Mann oder, warum auch nicht, einer starken Frau, der/die den vollends zerstrittenen Haufen einigermaßen zu bändigen weiß. Im Moment würde ich in dieser Rolle aber nur Luc Frieden sehen, den ewigen Dauphin von Jean-Claude Juncker, der sich, nachdem er dann doch nicht Dauphin wurde, jedoch schmollend und – angeblich – definitiv aus der Politik zurückgezogen hat, aber was heißt in der Politik schon definitiv.
Und Frank Engel, der dürfte demnächst Mitglied der Luxemburger Piraten werden. Am nötigen Freibeutertum dürfte es ihm jedenfalls nicht fehlen …
PS: Ein richtiges erstes Mal für uns, pardon, für mich, gab es dann doch noch. Das ist nämlich das erste Mal, dass wir, die wir normalerweise von uns selbst in der dritten Person schreiben, einen Artikel in der Ich-Form geschrieben haben. Fühlt sich irgendwie komisch an, und kommt auch nicht wieder vor. Versprochen …