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Die Journal-Redaktion blickt auf 2021 zurück - Audrey Somnard fährt fort. Die vergangenen zwölf Monate waren aufregend, herausfordernd und bereichernd und bedeuten gleichzeitig unseren ersten, digitalen Geburtstag. Zu diesem Anlass hat sich jedes Teammitglied den Beitrag ausgesucht, dessen Recherche oder Produktion sie oder ihn 2021 am meisten geprägt hat.
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Die meisten Journalist*innen üben ihren Beruf aus, weil sie neugierig sind, aber auch wegen der Begegnungen und Geschichten, die sich daraus ergeben. Der Mensch steht im Mittelpunkt des Projekts des neuen Lëtzebuerger Journal. Nach einem Jahr ist es offensichtlich, dass dies der Fall ist, sowohl bei unseren Themen als auch bei der Art und Weise, wie das Team hinter den Kulissen arbeitet.
Das vergangene Jahr Revue passieren zu lassen ist umso interessanter, wenn es sich um das allererste für das neue Lëtzebuerger Journal handelt. Neues Format, neue Website, neue Kolleg*innen, neue Büros, neues Maskottchen (Buddy, unser „Feelgood“-Manager) – ein Jahr der Anpassung an eine neue Umgebung. Es geht aber vor allem um eine neue Art zu arbeiten. Wir sind nicht mehr diejenigen, die den Nachrichten, der Hektik der Pressekonferenzen, den fast täglichen Ankündigungen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie hinterherlaufen. Nicht, dass dies nicht wichtig wäre, aber das Journal hat die gewagte Entscheidung getroffen, sich über das Getümmel zu stellen und so etwas Abstand zu gewinnen.
„Ohne Erfahrungsberichte ist der*die Journalist*in nichts.“
Normalerweise ist es schwierig, sich für einen Artikel zu entscheiden, der über ein ganzes Jahr hinweg herausragt, da es viele Begegnungen gab, aber in meinem Fall war die Entscheidung schnell getroffen. Perinatale Trauer ist ein Thema, das behandelt werden muss, aber es ist so heikel sich damit auseinanderzusetzen, dass man sich die nötige Zeit nehmen muss. Und genau das ist es, woran es Journalist*innen in der Regel mangelt. Der Luxus, sich die Zeit nehmen zu können, besteht darin, mehr Interviews zu führen, mit Fachleuten, Verbänden, aber vor allem mit Betroffenen. Ohne Erfahrungsberichte ist der*die Journalist*in nichts. Dank des neuen Formats des Journal konnte ich alle wichtigen Personen treffen, um das Thema zu erfassen und es gründlich zu behandeln.
Ich werde meine Begegnung mit Claudia und Fabio nie vergessen. Sie öffneten mir die Tür zu ihrem Haus, obwohl sie nur einen Monat zuvor das Unaussprechliche erlebt hatten. Der Verlust ihrer kleinen Tochter, nur eine Woche vor dem Geburtstermin. Eine Tragödie, die sie mir mit bemerkenswertem Mut erzählten. Die beiden ließen sich nicht unterkriegen und während ich ihre Geschichte in meinem Notizbuch festhielt, war es mir unmöglich, ihre Not nicht zu teilen. Sie hatten sich freiwillig gemeldet und wollten erzählen, was passiert war. Entgegen der geläufigen Meinung wollen die meisten trauernden Eltern über ihr Kind sprechen, das viel zu früh gestorben ist. Das war auch bei Maïa der Fall. Sie war sich bewusst, dass das Sprechen über Esteban zwar schmerzhafte Erinnerungen zurückbringt, aber auch die Erinnerung, die ihn lebendig hält.
Eine Erinnerung, die durch die Sterne auf dem Wandgemälde in der Kapelle des CHL sichtbar ist. Ja, das Thema ist traurig, es ist ein Tabu, es geht um etwas, worüber niemand sprechen möchte: den Tod. Das Journal nimmt sich schwieriger und komplexer Themen an, um unsere heutige Gesellschaft zu entschlüsseln. Nach einem Jahr versuchen wir tagtäglich, dem gerecht zu werden, und sind dabei sehr stolz.