Das Luxemburger Handwerk - Christian Cortina & Sven Kinnen

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In der Werkstatt von D'Schlässerei, einer kleinen Schlosserei im Osten Luxemburgs, reimt sich Präzision auf Digitalisierung. Für die neuen Eigentümer liegt der Schlüssel zum Erfolg in der Innovation. Mit ihrem Ansatz beweisen Christian Cortina (45) und Sven Kinnen (25), dass Metall – wie das Handwerk im Allgemeinen – eine generationsübergreifende Sprache ist.

Ähnlich wie der Begriff „Schlosserei“, der die breite Öffentlichkeit oft täuscht, wird die D'Schlässerei, ein sechs Monate junges Unternehmen, noch durch den Schriftzug seiner früheren Besitzer Lang's Lights auf der blauen Fassade seines Empfangs angekündigt. Über Türen, Schlösser und Griffe hinaus bezeichnet eine Schlosserei eigentlich eine Metallverarbeitungstätte.

Ein Mann in einem hellblauen, kurzärmeligen Hemd taucht auf und macht sich auf den Weg zur Werkstatt: ein großer, hellgelber Schuppen, der sich vom Empfangsgebäude abhebt, aber doch mit diesem verbunden ist, so dass er wie ein großer Kontrollturm aussieht. Was nicht ganz falsch ist. D'Schlässerei setzt auf handwerkliches Können, aber ebenso auf Innovation. Deshalb sind die Büros genauso wichtig wie alles andere. Ein weiterer Fortschritt: Der Altersunterschied. Die Geschäftsführer liegen 20 Jahre auseinander. 

Metallgeländer trennen den Hangar vom Parkplatz. Der 45-jährige Christian Cortina sieht uns und bleibt instinktiv stehen, um ihr Gegenüber zu begrüßen. „Sven ist nach Hause gegangen, um sich umzuziehen, er hatte noch seine Arbeitskleidung an. Er kommt gleich“, erzählt er uns lachend. „Aber wir können uns schon mal in der Werkstatt umsehen.“ Lächelnd und glücklich, seinen neuen Arbeitsplatz zu zeigen, führt er uns in die Halle, in der die Geräusche der Sägen in den Ohren dröhnen.

Eine Werkstatt, die auf Hochtouren läuft

Der Innenraum ist groß und voll mit riesigen Maschinen. Am Eingang arbeiten drei Mitarbeiter, geschützt durch ein Visier, am Metall. Die Stöße zwischen den Werkzeugen und dem Material erzeugen Funken und wirbeln Partikel umher, die den Boden bedecken. „Wir haben nicht aufgeräumt“, betont Christian. „Alles ist authentisch.“ Genau daraus besteht das Handwerk. Das echte Handwerk. Denn während nebenan Treppen zu den Pausenräumen führen, ist jeder Quadratmeter, der die Arbeiter*innen umgibt, mit Metall in jeder Form gefüllt.

Der 25-jährige Sven Kinnen kommt in einem weißen, gemusterten Hemd und mit einem breiten Lächeln an. Er ist genauso sympathisch wie sein Geschäftspartner, der einen Witz über ihren Werkstattleiter hinter der Linse unserer Kamera loslässt: „Du magst es, fotografiert zu werden. Stimmt's, Jonny?“ Sven und die beiden Männer brechen in schallendes Gelächter aus. Die Stimmung ist gut, ebenso wie die Chemie zwischen den beiden Geschäftspartnern.

Christian lädt uns zu einem Rundgang ein: „Wie Sie sehen können, bieten wir hier die ganze Palette des Metallbaus an. Das können Geländer, Treppen, Sichtschutz mit Hochbeet und noch einiges mehr sein …“ Die Größe spiele dabei keine Rolle. „Ob es nun größere oder kleinere Dinge sind, wir machen alles.“ Alles, solange es aus Metall ist.

Auf einem Arbeitstisch neben uns liegt eine niedrige Tür, die den Blick auf das Emblem einer Gemeinde freigibt. „Wir arbeiten für Gemeinden, Bauträger, die Straßenbaubehörde, den Staat … aber auch für Privatkunden.“ Während immer mehr Unternehmen die Tür für kleine, individuelle – und nicht genug profitabele – Aufträge schließen, ist es Sven und Christian ein Anliegen, jede*n Kund*in und jede Anfrage mit offenen Armen zu empfangen.

Und obwohl D'Schlässerei sogar Reparaturen annimmt – „zum Beispiel eine Schule mit einem kleinen Tor, bei dem die Pfosten versagt haben“ –, werden natürlich auch neue Sachen gebaut. „Sie können zu uns kommen, uns sagen, was Sie wollen, und wir entwerfen und bauen es für Sie. Wir kommen zu Ihnen nach Hause, nehmen die Maße, machen einen Plan, den wir Ihnen schicken, damit Sie uns grünes Licht geben, und dann bauen wir es und kommen, um es zu montieren.“ Von A bis Z.

5 Werte

Christian Cortina über die 5 Werte, die D'Schlässerei hervorheben möchte.

*in Luxemburgisch

„Achtung, Achtung …“ Ein Arbeiter geht mit einem großen Stück Holz in den Armen an uns vorbei. Dieser wirkt fast wie ein Schandfleck inmitten des Metalls. „Das ist der Tisch für das Interview“, lachen die Manager. „Sie bauen ihn gerade auf.“ Ihr Unternehmen ist so neu, dass die Teile der Räumlichkeiten, die sie nicht eins zu eins übernommen haben (das gilt vor allem für die Büros), noch dabei sind, eingerichtet zu werden.

Der Arbeiter macht Platz für etwas, das aussieht wie ein … großes Schwimmbecken. „Das ist unsere Wasserstrahlschneidemaschine“, sagt Christian stolz. „In Luxemburg gibt es nicht mehr viele davon. Sie ist 20 Jahre alt. Wenn die Leute sie sehen, sagen sie ‚Wow‘.“ Sven fährt fort: „Sobald wir das Material bekommen, wird es mit dieser Maschine geschnitten, entweder mit Laser oder Plasma.“ Der Laser ist schneller und das Plasma wird zum Schneiden von dickerem Stahl verwendet, „ab 10 Millimeter“.

„Es war vor uns ein innovatives Unternehmen und wird es auch mit uns bleiben.“

Christian Cortina

Allerdings „wird das alles auf Programmen im Frontoffice simuliert“. Das Falten zum Beispiel wird am Computer im Vorfeld nachgebildet. „Dank der Simulation ist es einfacher, es in der Werkstatt zu biegen“, erklärt Sven. Nach dem Biegen „werden weitere Teile angeschweißt, das Teil wird lackiert und geht dann direkt auf die Reise“ zur Kundschaft. „Ob man nun Aluminium oder Stahl verarbeiten will, mit unseren Maschinen können wir alles machen“, freut sich Christian.

Und der Co-Geschäftsführer hat allen Grund zur Freude, denn in diesem Unternehmen hat er wohl eine richtige Perle gefunden. Er und Sven starten unter idealen Bedingungen, mit modernen Maschinen und Prozessen. Die Vorbesitzer haben gute Vorarbeit geleistet: „Es war vor uns ein innovatives Unternehmen und wird es auch mit uns bleiben.“ Christian legt Wert darauf, das nicht zu vergessen.

Der Führungswechsel

Denn bis vor einem Jahr hieß D'Schlässerei noch Lang's Lights. Christian erzählt: „Armand Lang hat das Unternehmen vor 40 Jahren gegründet und sich schon früh für die Digitalisierung interessiert. Er war einer der ersten im Land, der einige dieser Maschinen besaß. Sie haben es ihm ermöglicht, sich zu modernisieren und zu diversifizieren.“ Tatsächlich gewann Lang's Lights 2017 den Innovationspreis, der von der Handwerkskammer verliehen wurde. „Das ist der Verdienst von Armand. Nicht unser Verdienst.“

Christian hingegen hatte einen langen, von der D'Schlässerei unabhängigen Weg hinter sich, bevor er an diesen Punkt gelangte. Im Hintergrund ist die Plasmaschneidmaschine derzeit ausgeschaltet. Auf der rechten Seite öffnet sich die Werkstatt zu einer zweiten, kleineren Halle. Dunkel, die Neonfarben der Glühbirnen seiner Maschinen, darunter der Laser, verleihen ihm eine fast geheimnisvolle Atmosphäre. Man möchte am Liebsten alles entdecken, was sich hier verbirgt, und jeden Winkel erforschen.

„Ich habe eine 1ère B in Mathematik am Lycée classique in Esch gemacht“, erklärt Christian. „Mein Vater war – und ist immer noch – Handwerker. Elektriker. Das hat mich also schon immer fasziniert.“ Doch der Co-Geschäftsführer wollte weder Mathe noch Physik studieren. „Also habe ich bis 2001 einen Master in Maschinenbau an der ETH (Eidgenössische Technische Hochschule) in Zürich gemacht.“ Danach wurde er direkt bei Paul Wurth angestellt.

In diesem Unternehmen hat er 20 Jahre lang gearbeitet und sich hochgearbeitet. „Zunächst als Ingenieur – Projektmanager –, dann als Leiter von Entwicklungsabteilungen für verschiedene Technologien. Ich bin viel gereist, weil wir Projekte auf allen Kontinenten hatten. Schließlich wurde ich 2013 zum Personalchef befördert, bis ich letztes Jahr darüber informiert wurde, dass Armand Lang einen Käufer sucht.“

Zu diesem Zeitpunkt war Christian nicht unbedingt auf der Suche nach einer Veränderung, aber es war eine Gelegenheit, die sich ihm bot. „Ich habe Armand kennengelernt und wir haben sofort gemerkt, dass wir auf derselben Wellenlänge waren. Je mehr er mir erzählte, desto besser gefiel es mir. Es war perfekt: Ein kleineres Unternehmen hätte mich nicht interessiert, ein größeres hätte nicht in meine Finanzen gepasst … Ich sagte mir: ‚Jetzt oder nie!‘.“

In diesem Prozess lernte er auch Sven kennen, der damals bei Lang's Lights arbeitete: „Schon bei Paul Wurth habe ich Jugendliche stets unterstützt. Ich habe Sven kennengelernt und es hat sofort gut geklappt, die Chemie hat gestimmt. Er hat mir gesagt, dass auch er das Unternehmen übernehmen möchte. Allein, mit 25 Jahren, wäre es schwierig gewesen … aber zu zweit geht das.“

Sven und Christian verlassen den Hangar und gehen die Straße entlang in Richtung der letzten Werkstatt, die sich hinter den ersten beiden befindet. Sie ist viel heller und luftiger als die anderen beiden. Aus einem alten Radio ertönt Musik. An der rechten Wand hängt das neue Logo von D'Schlässerei: ein S, das mit Metallsplittern und Funken bedeckt ist. Ein gelungenes Rebranding.

„Ich hatte immer die Idee im Hinterkopf, mich selbstständig zu machen und das Unternehmen zu übernehmen.“

Sven Kinnen

Als Christian von einem Angestellten um Rat gefragt wird, übernimmt Sven die Führung. „Was mich betrifft, so habe ich acht Monate in der Firma gearbeitet, bevor ich sie mit Christian übernommen habe.“ Aber schon davor seien sein eigener Werdegang und der des Geschäfts miteinander verbunden gewesen. „Ich habe hier meine ersten Praktika auf der 9ème absolviert. Von diesem Tag an hatte ich immer die Idee im Hinterkopf, mich selbstständig zu machen und das Unternehmen zu übernehmen.“

Um seine Ziele zu erreichen, hat Sven seine 1ère TG abgeschlossen und anschließend das „BTS Dessinateur et constructeur sur métal“ in Bonneweg absolviert. „Genau das, was wir hier machen“, fügt Christian hinzu, bevor er das Wort an seinen jungen Geschäftspartner weitergibt. „Danach habe ich hier angefangen zu arbeiten und Christian kennengelernt. Es ist optimal, dass wir das zu zweit machen können.“ Vor allem, weil sie es gut machen und mit einem Ansatz, der es ihnen ermöglicht beziehungsweise ermöglichen wird, sich von anderen zu unterscheiden.

Passion

Sven Kinnen über seinen Wunsch, unabhängig zu sein.

*in Luxemburgisch

Ihre Philosophie beruhe auf fünf Werten. Um besser darüber sprechen zu können, nehmen sie uns mit in ihre Büros … wo der Tisch für das Interview endlich aufgebaut ist. Mit einer blauen Tischdecke bedeckt und zusammen mit „nagelneuen IKEA-Stühlen“ steht er in einem Empfangsbereich, der sich im Umzug befindet. Nur der Titel Innovationspreis 2017 scheint an seinem Platz zu sein. „Etwas Besseres als dieses Blau haben die nicht gefunden?!“ (lachen), scherzt Christian, während er sich setzt.

Qualität und Innovation – Christian versichert, dass D'Schlässerei das „beste Preis-Leistungs-Verhältnis haben wird, weil die Kunden mit dem, was sie haben, noch jahrelang zufrieden sein werden“ –, Kund*innen und Personalisierung – sie möchten „den Kunden noch mehr in den Mittelpunkt stellen, indem sie ihm zum Beispiel per Augmented Reality ein Bild des Geländers zeigen, das er an seinem Haus ausgewählt hat“ –, Menschsein und Mitarbeiter*in – sie möchten dafür sorgen, dass die Atmosphäre „noch besser wird, als sie ohnehin schon ist“ – und die letzten beiden, über die sie am meisten reden: Leidenschaft und Nachhaltigkeit.

„Handwerk ist einfach toll: Es ist kreativ, es ist technisch, es kann innovativ sein. Etwas nimmt Gestalt an. Das ist fantastisch.“

Christian Cortina

Natürlich muss man leidenschaftlich sein, um ein*e gute*r Handwerker*in zu sein. Das ist bei unseren beiden Geschäftsführern nicht anders. „Das hat schon in meiner Kindheit begonnen“, erzählt Sven. „Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen und habe schon immer versucht, Dinge selbst zu machen. Heute liebe ich das, was ich tue.“ Christian erzählt uns Folgendes: „Handwerk ist einfach toll: Es ist kreativ, es ist technisch, es kann innovativ sein. Etwas nimmt Gestalt an. Das ist fantastisch.“

Was die „Green“-Themen angeht, nehmen sie diese sehr ernst. „Wir achten darauf, unsere Produkte ordnungsgemäß zu entsorgen, unsere fossile Energie zu reduzieren und unseren Gasverbrauch zu kontrollieren.“ Christian wartet auch ungeduldig auf grünen Stahl. „Wir werden zu den ersten gehören, die ihn anbieten. Am Anfang wird es wahrscheinlich teurer sein, aber ich bin mir sicher, dass ein Teil der Kunden bereit sein wird, diesen Unterschied für den Planeten zu bezahlen.“

Die Zukunft für das Geschäft scheint also bunt – und vor allem grün – auszusehen. Aber eins nach dem anderen. Heute beginnen die beiden Partner, sich in einem Unternehmen mit 26 Mitarbeiter*innen zurechtzufinden, darunter Schweißer*innen, Monteur*innen und Personen, die nur im Büro oder an den Maschinen arbeiten.

Generationenübergreifendes Duo

Christian Cortina über sein Duett mit Sven Kinnen, der 20 Jahre jünger ist.

*in Luxemburgisch

Was sie selbst betrifft: „Sven kümmert sich um das Operative, das Geschäftliche, die Werkstatt. Ich kümmere mich mehr um die Verwaltung, das Marketing und den Rest. Er ist der technische Leiter, ich bin der Direktor“, erklärt Christian. „Und wir treffen alle Entscheidungen zu zweit.“ Der Altersunterschied zwischen den beiden mag zwar verwirrend sein, aber ist nicht spürbar. Er wird schnell vergessen, zumal er für sie keine Rolle spielt, außer der eines Vorteils. „Ich habe zwei Kinder im Alter von drei und fünf Jahren, also bin ich morgens weniger flexibel – nicht so wie Sven. Und wenn Sven eines Tages eine Familie hat, sind meine Kinder älter und ich kann ihm morgens den Rücken freihalten.“ Mehr als bei den Arbeitszeiten gelte das auch in Bezug auf die Aufgaben. Christian versuche, Sven die Möglichkeit zu geben, so lange wie möglich das zu tun, was er liebt: „Ich nehme ihm die Arbeit als Geschäftsführer ein bisschen ab, damit er den Beruf noch ein paar Jahre ausüben kann. Aber ich sage ihm, was ich tue, weil er es eines Tages selbst tun muss!“

Die ersten sechs Monate seien zufriedenstellend gewesen. „Wir haben gestern Bilanz gezogen und unsere Ziele übertroffen. Wir sind sehr zufrieden.“ D'Schlässerei habe auch von Anfang an auf die Hilfe der Handwerkskammer zählen können. „Auf jede unserer Fragen gab es eine Antwort. Ich kann ihnen nur Komplimente machen. Sie haben uns sogar für den Innovationspreis 2022 nominiert. Wir haben ihn leider nicht gewonnen, aber er hat uns eine Sichtbarkeit verschafft, die wir uns finanziell nicht hätten leisten können.“

Es sieht also alles gut aus, auch wenn es noch einige Herausforderungen gibt. Dazu gehören die hohen Materialpreise, die sie dazu zwingen würden, große Mengen zu lagern, was „enorme Kosten“ verursachen würde, und die Sorge um zukünftige Mitarbeiter*innen, obwohl „wir immer noch Leute finden, wenn wir die Gelegenheit ergreifen, ohne zu warten“. Christian betont: „An alle Eltern, deren Kinder in diese Richtung gehen möchten: Lasst sie. Das Handwerk lebt.“

In diesem Sinne sei es ihr Traum, sich durch den Kauf eines geeigneteren Grundstücks zu vergrößern, „in vier oder fünf Jahren“. In der Zwischenzeit genießen sie das Leben als Selbstständige und teilen sich ein Feierabendbier, wenn der landwirtschaftliche Betrieb von Svens Familie und Christians Kinder ihnen die Zeit dazu lassen. Denn auch das ist der Schlüssel zu einem funktionierenden Duo.