Das Luxemburger Handwerk - Lea Schroeder
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Keramik im Atelier und digitale Grafik, maßgeschneiderte Kunstwerke und Luxuslederwaren, einen Tag in Luxemburg und einen anderen in Paris. An der Schnittstelle zwischen Kunst und Handwerk lebt Lea Schroeder, die vom Creative Hub 1535° in Differdingen Qualität herstellt, die sowohl mit den größten Aushängeschildern der Designbranche mithalten kann und trotzdem den Charme der kleine Studios beibehalten hat.
Es gibt nur wenige Orte, die so künstlerisch und authentisch sind wie der Süden Luxemburgs. Die Städte der Region sind voller Kultur, sie schützen ihre Geschichte und mischen sie mit Kunst. Differdingen ist mit seinen landesweit bekannten hohen und mit Graffiti besprühten Schornsteinen, die über den auf Hochtouren laufenden Fabriken thronen, keine Ausnahme.
Die Sonne strahlt. Der Himmel ist blau, die Masken fallen und die Mäntel auch. Im Creative Hub 1535° - einer Art Startup-Haus im Industrie-Look für kreative Berufe, in dem luxemburgische Künstler*innen aller Art ihre Ateliers einrichten können - ist ein schöner Tag zu erwarten. Die drei Gebäude fügen sich perfekt in ihre Umgebung ein.
Die Mieter fühlen sich hier wie Fische im Wasser und sind inspiriert. Lea Schroeder, deren Atelier sich am Ende von Gebäude B befindet, ist eine von ihnen. Sie ist Künstlerin, Designerin und Grafikerin und erfüllt zusammen mit ihren Nachbar*innen, die Fotograf*innenen, Architekt*innenen und Maler*innen sind, die Bedürfnisse von Kunden aus dem Großherzogtum, aus Paris, Brüssel und der ganzen Welt.
Ein Studio an der Schnittstelle zwischen Kunst und Handwerk
Vor ihren Räumlichkeiten empfängt uns Lea mit einem breiten Lächeln und führt uns durch ihr Studio. Die Einrichtung ist minimalistisch. Es ist ein großer Raum aus Holz und weißen Wänden, der durch ein helles Möbelstück in einen Laden- und einen Atelierbereich unterteilt ist und dessen komplett verglaste Vorderseite nach draußen führt. Die Sonnenstrahlen erhellen ihn und bringen die bunten Farbtöne ihrer Kunstwerke zum Vorschein, von denen eine große Vielfalt - Lampen, Vasen, Blumentöpfe, Schals, Kerzen und mehr - ausgestellt sind.
„Das ist mein Logo“, sagt sie, als wir die beiden ovalen Formen in Schwarz und Neongrün betrachten, die sich zu einem abstrakten Muster zusammenfügen und an das L und das S von Lea Schroeder erinnern. „Was sehen Sie? Ich habe Augen gezeichnet, aber die meisten Leute sehen darin Brüste! (lacht)“ Sie hat einen gesunden Humor und ist ebenso aufgeschlossen wie talentiert.
Wir setzen uns hin. Sie ist leicht nervös, weil unser Interview bevorsteht, und mag es nicht, sich zu verkaufen. Sie lässt lieber ihre Kunst für sich selbst sprechen. „Ich bin Grafikdesignerin, aber nicht nur. Ich begeistere mich für das Kunsthandwerk und die Aufwertung von Handgemachtem und lokalen Kreationen. Ich habe also begonnen, meine Kreationen zu verkaufen“, insbesondere Keramik und Textilien.
Aber Lea vermarktet nicht nur ihre freien Werke, sondern erfüllt auch „Anfragen mit persönlichen und symbolischen Werten“. Ein Beispiel dafür sind die Bauchabdrücke schwangerer Frauen, die sie „Liebesabdrücke nennt, weil man den Abdruck des Lebens, das darin gewachsen ist, behält“ und die nach dem Wunsch der zukünftigen Eltern einfärbt.
Ihre Kund*innen sind jedoch nicht nur Privatpersonen. Viele Unternehmen wenden sich an sie, um mit ihr zusammenzuarbeiten. „Ich arbeite auch viel im Bereich Kommunikation. Ich mache Internetseiten und alles, was mit Grafiken zu tun hat, für Print, für das Internet oder für Produkte. Ich habe eine Broschüre für Grosbusch, ein Buch für den Verein MIL oder auch ein Album mit Booklet für Musiker illustriert.“ Ihr Angebot reicht „vom Logo bis zu einem 360°-Abdruck.“
Passion
Lea Schroeder verrät, was sie an ihrer Arbeit am meisten fasziniert.
*auf Französisch
Im Bereich Grafikdesign gibt es also nichts, was Lea nicht macht. Sie wird für jede Form der Gestaltung angefragt. Seit ihrer frühesten Kindheit war sie „immer ein Tausendsassa“. „Ich musste mich ständig beschäftigen. Ich habe schon früh mit kreativen Aktivitäten wie Stricken, Malen oder Modellieren begonnen. Ich war auf alles im Leben neugierig.“ Kunst war für sie schon immer eine Selbstverständlichkeit. Trotzdem schlug sie zunächst einen anderen Weg ein.
Die Lehre des Luxus in Paris
„Im Gymnasium habe ich mich nicht künstlerisch orientiert, weil ich dachte, dass mir das vielleicht die Türen zu anderen Berufen verschließen würde. Ich habe ein naturwissenschaftliches Abitur gemacht und mir gesagt, dass ich später immer noch Kunst machen kann.“ Der Weg in die Medizin hat sie jedoch noch mehr in Richtung Design getrieben: „Erst als ich zum anderen Extrem ging, sagte ich mir: ‚Nein, nein. Meine Seele ruft mich wirklich auf die andere Seite‘.“
„Ich finde, dass man in der Welt des Luxus Kunst und Design wirklich gut miteinander verbinden kann.“
Es war also beschlossene Sache. Lea würde den riskanten Weg der Kunst gehen, anstatt einen konventionellen Beruf zu ergreifen. Und ihre Schule war bereits gefunden. „Durch Zufall bin ich auf Créapole in Paris gestoßen, die sieben verschiedene Designabteilungen im ersten Jahr“ des Bachelor-Studiengangs anbietet. „Man kann entdecken, was Design in verschiedenen Bereichen bedeutet: Industriedesign, Grafikdesign, Mode, Transportwesen … und alles, was mit der Welt des Luxus zu tun hat. Und das hat mich wirklich interessiert: Kunstdesign für die Kreation von zeitgenössischem Luxus. Ich finde, dass man in dieser Welt Kunst und Design wirklich gut miteinander verbinden kann. Ein Schmuckstück ist ein bisschen wie ein Kunstwerk, während die Gestaltung eines Staubsaugers zum Beispiel (lacht) viel technischer ist. Es gibt weniger Interpretationsmöglichkeiten.“
An der Designschule Créapole steckte Lea also einen Bachelor in Art Design und Luxuskreation ein und machte anschließend einen Master im selben Bereich. Schließlich ging sie nach Mailand an die Creative Academy, „eine Schule der Richemont-Gruppe, die sich auf Luxusaccessoires wie Uhren, Schmuck und Lederwaren konzentriert“ und erweiterte ihre Ausbildung um einen zweiten Master of Arts and Design, bevor sie nach Paris zurückkehrte, wo ihr eine erste einzigartige Stelle in Aussicht stand.
„Danach habe ich bei Lancel gearbeitet. Ich habe es geliebt. Es war ein tolles Leben. Eine tolle Erfahrung zur Professionalisierung.“ Vor allem aber ist sie ein großer Name in der Modewelt. Sie weiß das und ist stolz darauf, aber wenn man sie darauf aufmerksam macht, reagiert sie schüchtern. „Es war eine außergewöhnliche Chance. Zur gleichen Zeit wie eine neue künstlerische Leiterin anzufangen, ebenfalls. Wir haben ein neues Markenimage geschaffen. Wir haben ikonische Modelle überarbeitet und eine neue Kollektion entworfen. Wir hatten eine interne Prototypenwerkstatt: Sobald wir eine Zeichnung machten, hatten wir sie sofort in einem realen Format. Das war wirklich toll.“
Aber nach fünf Jahren bei einem Luxuslederwarenhersteller beschloss sie, sich selbstständig zu machen. „Ich hatte einen innere Stimme, die mich dazu brachte, andere Dinge zu kreieren, in meiner eigenen Handschrift. Ich wollte erkunden, was ich tun kann, ohne den Zwang, in einer DNA eines Markenimages, zu bleiben.“ Nachdem sie 2017 als Freelancerin begonnen hatte, kehrte Lea dann 2019 nach Luxemburg zurück, um dort ihr Studio zu gründen.
Der Kreativität freien Lauf lassen
Der Creative Hub waren ihre ersten Räumlichkeiten. Diese befanden sich jedoch im Gebäude A. Ein Gebäude, in dem Lea weiterhin einen Raum mietet, um dort eine eigene Dienstleistung anzubieten, die in Kürze das Licht der Welt erblicken wird. Um uns davon zu erzählen, beschloss sie, uns auf einen Rundgang durch das Atelier mitzunehmen, das sich „immer noch in der Entwicklung befindet“. „Ich bin gerade erst umgezogen, es ist noch ganz frisch!“
2D vs. 3D
Lea Schroeder hat keine Präferenz zwischen manueller Erstellung (3D) und der am PC (2D).
Auf dem Weg erzählt sie uns von 1535°. „Das Schöne hier ist, dass man sich von den anderen verstanden fühlt. Manchmal, wenn man unabhängig ist, hat man das Gefühl, eine eigene Spezies zu sein. Was auch sehr vorteilhaft ist, wir können untereinander Kooperationen eingehen“. Ihr jüngstes Projekt ist ein Beispiel dafür: „Die Architektin Anouck Pesch hat mich wegen des Red-Rock-Trails angesprochen. Das ist eine Strecke durch das gesamte Bergbaugebiet, auf der man ab diesem Sommer seine Wanderung planen und eine Unterkunft zum Übernachten buchen kann. In unserem Fall wird es ein altes Arbeiterhaus in Lasauvage sein. Sie hat mich gebeten, die Kulissen zu entwerfen, die alle aus Terrakotta sein werden, wie Fresken aus Erde, die auf die Geschichte Luxemburgs verweisen.“
Auch wenn sie sich in Differdingen wie zu Hause fühlt, hat Lea ein pied-à-terre in Paris behalten, das sie als ihre Stadt betrachtet. „Es ist die Stadt, in der ich aufgewachsen bin und die mich das Leben gelehrt hat. Dann ist es auch die Inspiration … Der Wirbel einer Metropole, das brauche ich. Es ist schön, hier ruhig zu sein, aber manchmal ist es mir zu ruhig (lacht). Dann finde ich Paris manchmal zu überfüllt, dann komme ich zurück. So finde ich mein persönliches Gleichgewicht.“
„Mein Atelier ist intimer, als wenn ich Sie zu mir nach Hause einladen würde.“
Leas zweites Atelier befindet sich tatsächlich in voller Entwicklung. Inmitten von Regalen mit farbenfrohen Werken ist ein großer Familienarbeitstisch das Herzstück dieses Raumes mit seinen Backstein- und Holzwänden, der rustikaler ist als der Raum in ihrem neuen Studio. Vor kurzem verspürte sie „den Wunsch und das Bedürfnis, die kreative Erfahrung durch Workshops mit der breiten Öffentlichkeit zu teilen“. In diesem gemütlichen Atelier, das nach Leben riecht und Kunst atmet, wird sie sie empfangen. „Mein Atelier ist intimer, als wenn ich Sie zu mir nach Hause einladen würde“, lächelt Lea.
„Ab Juni“ wird sie ihre Leidenschaft mit denjenigen teilen, die es möchten. „Ich möchte Kunst als Dienstleistung anbieten. Es ist ein Dienst am Menschen, weil ich finde, dass es eine Notwendigkeit gibt, sich auf die Schöpfung zurückzubesinnen, auf das Reale, das Berühren, in der realen Welt, die der virtuellen Welt entgegengesetzt ist. Mein Angebot richtet sich an aktive Erwachsene, die online sind, aber eigentlich nicht mit sich selbst verbunden sind, um das Bewusstsein für den gegenwärtigen Moment zu betonen und die Verbindung innerhalb einer Gruppe herzustellen und dabei neue Bekanntschaften zu machen. Dieser Service wird sich auch an Unternehmen richten, um ein Teambuilding-Erlebnis in einer eigenen, maßgeschneiderten Package zu haben. Mit den Händen zu arbeiten, macht glücklich. Das liegt seit Anbeginn der Zeit in der Natur des Menschen. Es ist eine angeborene Quelle des Glücks.“
Lea schnappt sich eine Keramiksonne, holt ihre Pinsel heraus und beginnt, sie zu bemalen. Sie hat dabei so viel Spaß wie ein Kind beim Ausmalen. „Ich höre oft, dass Kunstwerke teuer sind, aber das liegt daran, dass der Wert und das Wissen über Kunsthandwerk ein wenig verloren gegangen sind. Es ist wichtig, die Öffentlichkeit wieder für diese Berufe zu sensibilisieren“, erklärt sie. „Allerdings mag ich es nicht, Stücke zu bepreisen und ihren materiellen Wert zu definieren …“ Sie mag es auch nicht, die Qualität ihrer Arbeit anzupreisen. Das bestätigt sich, wenn man sie nach den renommiertesten Kund*innenen fragt, für die sie gearbeitet hat.
Workshops
Lea Schroeder möchte Kunst als Dienstleistung anbieten.
Als sie in ihr neues Studio zurückkehrt, erklärt sie, dass sie „die Identität der Kunden immer vertraulich behandelt“. Trotzdem zückt sie ihr Smartphone, um eine Kollektion von Accessoires zu zeigen, die sie für Jägermeister entworfen hat. „Ich habe T-Shirts und Lederjacken gemacht, alle mit Stickereien, mit goldenem Faden gestickte Muster. Auch Kleider und Hüte. Ich habe die Looks gescoutet, die Produktion ausgelagert und das fertige Produkt ausgeliefert.“
Die Zusammenarbeit mit Marken ist wichtig, um bekannt zu werden und mehr Kund*innen zu gewinnen, aber noch wichtiger ist es, in internationalen Galerien auszustellen. Das ist jedoch nicht immer einfach… „Es ist immer eine große Investition. Man muss das Budget haben, um die Reise, die Unterkunft, den Transit der Werke, ihre Versicherung, die Standgebühren, die laufenden Kosten vor Ort zu finanzieren… Man muss also die Schaufensterprojekte auswählen. Man muss sich zeigen, um zu verkaufen, aber auch verkaufen, um sich zu zeigen. (lacht)“
Glücklicherweise gibt es Vereinigungen wie „De Mains De Maîtres“, die von der Handwerkskammer mitgegründet wurden, die es luxemburgischen Kunsthandwerker*innen ermöglichen, im Großherzogtum wie auch anderswo auszustellen. „Die Handwerkskammer ist dabei, mehr Partei für die Kunstberufe zu ergreifen, die ein wenig aus dem Schatten treten wollen. De Mains De Maîtres war auch eine Ausstellung, die mich sehr, sehr stark ermutigt hat, als ich das Glück hatte, 2018 den Publikumspreis zu gewinnen.“
Man kann Leas Bescheidenheit also nur bewundern, wenn man ihren gesamten Werdegang kennt. Sie, deren zweite Leidenschaft, Yoga, ihre Einstellung widerspiegelt – die Einstellung, „sich keine Sorgen, um die Zukunft zu machen und jeden Schritt des Weges in vollen Zügen zu leben“ –, hat als wichtigste Perspektive, glücklich zu sein, zu reisen und „die Erfahrung mit so vielen Menschen wie möglich zu teilen“. Derzeit bereitet sie drei Ausstellungen vor: „die Expo Craft 3.0 im Rahmen von Esch 2022, die Osterausstellung im Studio Mobart und eine Zusammenarbeit bei der Stiftung Valentiny im Juni.“
Ansonsten hofft sie, einen positiven Einfluss auf ihr Land zu haben. „Luxemburg ist eine Blase und alles funktioniert innerhalb dieser Blase. Ich denke, es erfordert eine echte Offenheit, um aus ihr herauszukommen. Diejenigen, die ins Ausland gezogen sind, um dort zu leben, haben sie. Manche kommen zurück und wollen die Blase platzen lassen. Ich hingegen möchte mehr Farbe, mehr Bewegung und mehr Energie hineinbringen und die Menschen dazu motivieren, über den Tellerrand hinauszuschauen.“