„Es ging mir primär darum, dass ich lebe“

Von Laura TomassiniMartine PinnelLex Kleren

Die Brust einer Frau ist wohl das Merkmal, das beim Thema Weiblichkeit am häufigsten aufgelistet wird. Was aber, wenn die Diagnose Brustkrebs die ein- oder gar beidseitige Entfernung der Brüste verlangt? Eine Rekonstruktion kann eine Option sein, doch Frau bleibt immer Frau – ob mit oder ohne Busen.

Eigentlich sollte Danièle Fusenig im Oktober 2018 mit einem gutartigen Hirntumor operiert werden. Als sie jedoch irgendwann morgens in der Dusche stand, bemerkte sie, wie sich eine ihrer Brustwarzen nach innen zog. „Ich war sechs Monate davor in der Mammographie, wo nichts Außergewöhnliches entdeckt worden war und als meine Gynäkologin meine Brust abtastete, spürte sie auch nicht wirklich etwas“, erinnert sich Danièle. Die heute 58-Jährige beschreibt sich selbst als taff und temperamentvoll. 1983 wurde sie als eine der zehn ersten Frauen in der Gendarmerie vereidigt und mischte dort kräftig mit, wenn es um Frauenrechte und Gleichberechtigung ging.

Als am Mittwochmittag vor dreieinhalb Jahren jedoch beim Essen mit Kollegen das Telefon klingelte und Danièles Gynäkologin sie auf der Stelle herbestellte, wusste die Polizeibeamtin, was auf sie zukommen würde. „Ich hatte mit 23 schon einmal Krebs, das hat damals insgesamt sieben Jahre gedauert.“ Mit Brustkrebs hatte Danièle jedoch nicht gerechnet – Darmkrebs vielleicht, wegen ihrer Familiengeschichte, aber Brustkrebs nur ein halbes Jahr nach der für Frauen ab 50 obligatorischen Kontrolle? Damit nicht. „Als der Onkologe mir jedoch das Computerbild zeigte und zwei Drittel meiner Brust rot leuchteten, fragte ich nur, ob die ganze Brust entfernt werden müsse und falls ja, dann bitte direkt auch die zweite“, so Danièle.

Eine Diagnose wie ein Tsunami

Aufgrund der Aggressivität ihres Krebses wurde sie sofort krankgeschrieben und begann mit der Chemotherapie. Ihren Arbeitsplatz sah Danièle nur noch wieder, um ihn zu räumen. Insgesamt 14 Monate lang musste sie alle zwei Wochen zur Chemo, dazwischen acht Wochen lang zur Bestrahlung, bei der ihr der rechte Lungenflügel verbrannt wurde. „Ich musste daraufhin zusätzlich zur Chemo, die schon an sich wirklich heftig war, acht Wochen lang Cortison einnehmen, wodurch ich 14 Kilo zunahm, meine Haare verlor und aufgelaufen war. Ich sah aus wie ein Monster.“ Die Hirn-OP konnte Danièle erst einmal vergessen, denn trotz guter Heilungschancen ist eine Brustkrebsbehandlung keine Lappalie, im Gegenteil.

Auch Ingrid Krücken gehörte vergangenes Jahr zu den 500 Menschen in Luxemburg, die jährlich an Brustkrebs erkranken. Bereits in den Vorjahren hatte sie mit Gesundheitsproblemen zu kämpfen, noch vier Wochen vor ihrer Krebsdiagnose teilte ihr Arzt ihr mit, dass sie an Borreliose erkrankt war. Als sie irgendwann einen Knoten in ihrer Brust spürte und dieser nach zwei Monaten Ausfluss zeigte, wusste die einfache Mutter, dass etwas nicht stimmt. „Ich bin sofort zur Mammografie und es wurde eine Biopsie gemacht. Da zuerst nur der Anfangsbericht vorlag, bei der lediglich die Sekrete aus der Brust untersucht wurden, hatte man fälschlicherweise gedacht, dass es sich nicht um ein Karzinom (bösartige Krebserkrankung, d. Red.) handelte. Am nächsten Tag folgte dann aber der vollständige Bericht, der bestätigte, dass es doch Krebs war.“ Ein Schock für Ingrid, die zuerst nicht an sich dachte, sondern an ihre Familie, vor allem ihre kleine Tochter. „Wie sagt man seinem Kind, dass man krank ist, vor allem wenn es erst acht ist?“, resümiert Ingrid ihre Gedanken.

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