Tödlicher Verkehrsunfall: Welche Strafe ist gerecht?
Von Camille Frati, Lex Kleren Für Originaltext auf Französisch umschalten
Rasende werden nur selten zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, selbst wenn bei einem Verkehrsunfall eine oder mehrere Personen ums Leben kommen. Oft wird das Fahrverbot zudem durch eine Ausnahmegenehmigung für den Arbeitsweg aufgehoben. Für die Angehörigen der Opfer ist das eine unerträgliche Ungerechtigkeit – und auch in der Verkehrsprävention sowie der Justiz sorgt diese Praxis immer wieder für kontroverse Diskussionen.
Auf dem Friedhof von Milly-sur-Bradon, einem 148-Seelen-Dorf inmitten der Felder und Wälder des lothringischen Maaslandes, zieht ein Grab die Aufmerksamkeit auf sich: Der Stein ist kaum zu sehen, so sehr ist er mit Blumen und Marmortafeln bedeckt. Auf den Bildern ist ein junges, lächelndes Gesicht zu sehen. Das von Chloé, die am 14. November 2021 in der Nähe von Niederkerschen bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam. Sie hatte die gleichen blauen Augen wie ihre Mutter Nathalie, die sie jeden Tag besucht und sich um die Pflege des Grabes kümmert, indem sie die Pflanzen gießt, Laub aufhebt und die Dekoration zu jeder Jahreszeit variiert. "Seit dem Unfall gibt es bei mir keinen Weihnachtsbaum mehr, es gibt nichts mehr. Ich schmücke hier am Grab einen Baum mit Solarlampen. Sie hat Weihnachten geliebt." Chloés Bruder, seine Lebensgefährtin Alizée und ihre Kinder Jayke und Loé kommen ebenfalls oft. Jayke kennt den Weg in- und auswendig, um "Tante Chloé" zu besuchen, der er so nahe stand.
"Chloé war wie ein Sonnenstrahl", erzählt Alizée. Sie war 22 Jahre alt, als ihr Leben weggefegt wurde. Sie war ausgebildete Konditorin und arbeitete bei Pains & Traditions in Mont-Saint-Martin an der luxemburgischen Grenze. Sie hatte gerade eine Partnerschaft geschlossen und war dabei, mit ihrem Partner in ein Haus zu ziehen, das sie zusammen gekauft hatten. An diesem Abend war sie mit ihrer 19-jährigen Cousine Lorie unterwegs. "Sie haben zusammen zu Abend gegessen und sind dann in einen Nachtclub in Luxemburg gegangen. Chloé, die verantwortungsbewusste Fahrerin, hatte keinen Tropfen Alkohol angerührt. Sie hat übrigens nie getrunken, auch nicht auf Partys." Auf dem Rückweg fühlt sich Lorie, die getrunken hatte, nicht gut. Chloé ruft einen Freund an, um ihr zu helfen. Wenig später fahren sie mit zwei Autos wieder los. "Um 2.40 Uhr kreuzten sie den Weg eines betrunkenen Autofahrers."
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