Die Unverantwortlichen hinterm Steuer

Von Christian BlockLex KlerenMisch Pautsch

Die Einführung von Promilleobergrenzen hat dazu beigetragen, dass weniger Menschen in der EU im Straßenverkehr aufgrund von Alkohol ihr Leben lassen. Doch der Trend stagniert. Während man sich in Luxemburg mit der Einsicht scheinbar immer noch schwertut, bleibt die politische Reaktion zaghaft.

Dieser Artikel wird dir gratis zur Verfügung gestellt. Wenn du unser Team unterstützen willst, schließe jetzt ein Abo ab.

Als sich Pit mit Freund*innen zum Essen trifft, hatte er sich eigentlich vorgenommen, nichts zu trinken. Doch als ein Bekannter anfängt zu sticheln, dass er wohl doch kein Spielverderber sei, knickt Pit ein. "Ein Glas Rotwein, was ist schon dabei?", denkt er sich und stößt mit der Runde an. "Auf das Leben." Am Ende des Abends, wenn Pit sich hinter das Steuer seines Autos setzt, wird es nicht bei einem Glas geblieben sein. Vielleicht kommt er, wie schon so oft, heile bei sich zuhause an. Vielleicht wird ihm die Beeinträchtigung durch den Alkohol in dieser Nacht aber zum Verhängnis.

Ausufernde Abende und Partys, Überschätzung der eigenen Fahrtüchtigkeit oder Unterschätzung der Risiken à la "Es ist ja nicht weit": Situationen wie in diesem fiktiven Beispiel hat vermutlich schon jede*r einmal (mit)erlebt. Wer hat noch nie angetrunken hinterm Steuer oder auf einem Motorrad oder Fahrrad gesessen oder war Beifahrer*in? Und wer war aufgrund dieser Beeinträchtigung schon einmal oder fast in einen Unfall verwickelt?

Um das Problem einzudämmen, hat die EU-Kommission den Mitgliedstaaten vor mehr als 20 Jahren die Einführung eines maximalen Blutalkoholgrenzwerts (von 0,5 g/l) empfohlen. Zum damaligen Zeitpunkt lagen die meisten europäischen Länder bereits auf oder unter dieser Promillegrenze. Die anderen Staaten zogen dann nach. Luxemburg reduzierte den Wert erst 2007 von 0,8 auf 0,5. Sodass heute 27 EU-Staaten inklusive Norwegen und der Schweiz einen maximalen Blutalkoholwert von 0,5 vorsehen.

Dennoch zählt das Fahren unter Alkoholeinfluss weiterhin, oft in Kombination mit anderen Substanzen und/oder überhöhter Geschwindigkeit, zu den häufigsten Unfallursachen. Kein Wochenende vergeht, ohne dass die Polizei bei Kontrollen oder nach Unfällen feststellen muss, dass Alkohol mit im Spiel war.

Vor diesem Hintergrund hatte sich die EU-Kommission 2018 vorgenommen, ihre vor mehr als 20 Jahren formulierte Empfehlung auf den Prüfstand stellen zu wollen und gab zu diesem Zweck eine Studie in Auftrag. Der im vergangenen Jahr erschienene Bericht hält trotz Fortschritten ernüchternde Erkenntnisse parat. Eine davon: "Trotz des steigenden Risikos [von Unfällen mit schweren und tödlichen Verletzungen], fahren weiterhin Menschen Auto, wenn sie Alkohol konsumiert haben."

Freier Zugang zum Rest des Artikels

Du kannst diesen Artikel kostenlos abrufen, wenn du unseren Newsletter abonnierst, der zweimal pro Woche versandt wird. Du brauchst außerdem ein Journal-Konto.

Du hast bereits ein Konto?

Einloggen