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Jedes Jahr, wenn wir uns im Team zusammensetzen und auf die vergangenen Monate zurückblicken, wird mir wieder bewusst, wie viel wir geschafft haben. Dabei brennen manche Projekte sich richtig ein. Für mich gab es dieses Jahr einen Moment, der all das, was unsere Arbeit ausmacht, besonders greifbar gemacht hat: Mini-Lënster.
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Eine meiner liebsten Eigenschaften an unserem journal.lu-Team ist, dass wir jedes Jahr neue Dinge ausprobieren. Manchmal wird ein langfristiges Projekt daraus, manchmal lassen wir es auch wieder sein – aber jedes Mal lernen wir etwas Neues und das Wichtigste: Es macht unglaublich viel Spaß. (Lasst uns ehrlich sein, es ist auch zuweilen sehr anstrengend, aber am Ende lohnt es sich jedes Mal.)
In diesem Jahr haben wir gleich mehrere neue Dinge ausprobiert. Neben zwei neuen Langzeitpodcasts und einer "Tour durchs Land", dem Kaffisdësch, ist mir unsere Teilnahme an der Kinderspielstadt Mini-Lënster am meisten im Gedächtnis geblieben. Zwei Wochen lang unterstützte unser ganzes Team – Journalist*innen und Podcastproduzent*innen – Kinder zwischen sechs und dreizehn Jahren dabei, eine eigene Online-Zeitung zu gestalten. Und die wurde ein voller Erfolg: Das Mini-Journal wurde von den Kindern selbst, aber auch von ihren Eltern und Erzieher*innen rege konsultiert.
Der erste Tag war bereits eine Herausforderung, denn kaum einer schien Journalist*in werden zu wollen – dachten wir. Die Auswahl an Jobs in Mini-Lënster ist ja auch riesig und der Andrang auf Polizeistation und Beautysalon eindeutig am größten. Doch falsch gedacht. Drei Stunden später sahen meine Kollegin und ich uns an, schauten auf die Uhr und bemerkten, dass es bereits 13.00 Uhr war, unsere Mägen knurrten und zehn Kinder uns dennoch mit hohen Erwartungen anschauten: Was sollen wir machen?
Es war laut, es war intensiv und es war anstrengend. (An dieser Stelle meinen größten Respekt an alle Erzieher*innen und Lehrpersonen, die dem tagtäglich ausgesetzt sind.) Ich habe aber auch selten meine Alltagssorgen derart effizient vergessen, wie an diesen paar Tagen in Mini-Lënster. Kinder fordern deine gesamte Aufmerksamkeit – und wenn das zehn am Stück gleichzeitig tun, bleibt kein Moment, auch nur an etwas anderes zu denken.
Die Motivation, mit der Jang, Josefine, Holly, Marie, Noah, Héloise, Liz, Liam, Arthur und viele andere mit den Journal-Mikrofonen, den Fotokameras und ihren Schreibblöcken durch die Turnhalle und über das Außengelände liefen, riss mich mit. In dem Ausmaß, dass ich mich plötzlich auf dem Boden sitzend, mit meinem Laptop auf dem Schoß wiederfand, um einen Echtzeit-Artikel über die Verkündung der Wahlresultate in Mini-Lënster zu verfassen. (Ich veröffentlichte den Artikel dann nicht, da er viel zu detailliert war und außerdem die Kinder den Inhalt des Mini-Journal verfassen sollten und nicht ich, aber ihr versteht meinen Punkt.)
"Wenn ich darauf zurückblicke, dann steht Mini-Lënster wie kaum etwas anderes für das, was uns als Team ausmacht: Neugier, Mut und die Freude daran, einfach mal etwas Neues auszuprobieren."
Natürlich – und am allerwichtigsten – schrieben die Kinder fleißig Artikel und nahmen noch begeisterter Podcasts auf. Von der Wahlberichterstattung über Reportagen zu den verschiedenen Jobs in Mini-Lënster bis hin zu einer echten Fahndung, einer Verfolgungsjagd und einer Gerichtsverhandlung inklusive Korruptionsverdacht, war alles dabei. Übrigens immer noch nachzulesen im Mini-Journal, sollte das eure Neugier geweckt haben.
Die Begeisterung, anderen Fragen zu stellen, das Beobachtete zu dokumentieren und seine Mitbürger*innen zu informieren erinnerte mich wieder daran, warum ich diesen Job in seinem Kern so liebe. Besonders das Zuhören – auch wenn das nicht immer die Stärke unserer Mini-Journalist*innen war. Dennoch teilten sie sich auch uns mit, erzählten von dem, was sie erlebt haben und der ein oder andere vertraute uns sogar sehr intime und persönliche Geschichten an.
Alles in allem waren es, glaube ich, die intensivsten beiden Wochen in diesem Jahr – und mit die bereicherndsten. Darin war die Redaktion sich einig. Wenn ich darauf zurückblicke, dann steht Mini-Lënster wie kaum etwas anderes für das, was uns als Team ausmacht: Neugier, Mut und die Freude daran, einfach mal etwas Neues auszuprobieren. Vielleicht ist das auch der Grund, warum mir diese beiden Wochen so hängengeblieben sind. Es war laut, chaotisch, anstrengend – und gleichzeitig eine wunderbare Erinnerung daran, warum wir tun, was wir tun. Und daran, dass uns genau diese Haltung immer wieder an die überraschendsten Orte führt.