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Alle Jahre wieder stehen die Medienmenschen kurz vor dem Jahresende vor derselben Aufgabe: Da sonst nicht viel los ist, die Leser*innen aber unterhalten werden möchten, müssen sie, die Medienmenschen, wohl oder übel einen Jahresrückblick verfassen, so auch wir. Nachstehend unser Blick zurück.
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Als wir vor einigen Tagen (na ja, es können auch Wochen sein) im Rahmen des anstehenden Jahreswechsels freundlich gebeten wurden (mit der Betonung auf "gebeten", denn freiwillig würden wir so was eher nicht oder nur sehr widerwillig tun), also: Als man uns bat, unsere Leserschaft doch bitte darüber ins Bild zu setzen, was uns im gerade zu Ende gehenden Jahr denn besonders beeindruckt oder speziell geprägt hat, da mussten wir ziemlich lange nachdenken.
Wir sind nämlich erstens vergesslich - meistens wissen wir nicht einmal, was wir zu Mittag gegessen haben, geschweige denn, wann wo was warum geschehen sein soll -, zweitens ist in diesem Jahr - Sie wissen schon, die Qual der Wahl - tatsächlich ziemlich viel passiert, an das sogar wir uns erinnern.
Da ist natürlich an erster Stelle das unfassbar amateurhafte Gebaren des CSV-Arbeits- und Sportministers Georges Mischo, der sich in jedem, aber auch jedem Dossier, das er nur irgendwie anfasste, wie ein Elefant im Porzellanladen benahm - mit den bekannten Folgen, will heißen dem dieser Tage erfolgten Rücktritt Mischos und der Rückkehr des früheren Kurzzeitministers Marc Spautz in die Regierung.
Da ist ebenfalls die auch in diesem Zusammenhang zu sehende Riesendemo gegen die Regierungspolitik, die im Juni nicht nur abertausende Menschen auf die Straße brachte, sondern auch, so quasi nebenbei, das Zustandekommen einer Art Einheitsgewerkschaft ermöglichte, in diesem Fall die vereinigte Gewerkschaftsfront aus Nora Back (OGBL) und Patrick Dury (LCGB), diesbezüglich man fast schon von einer Heirat sprechen könnte.
Da sind aber auch der oberpeinliche Feminismus-GAU des DP-Doktors Gérard Schockmel sowie das Dackel-Gate von Außenminister Xavier Bettel (der DP-Vizepremier nahm seinen gerade erworbenen Vierbeiner bei einem offiziellen Spaziergang mit dem zu einem Arbeitsbesuch in Luxemburg weilenden Premierminister von Kap Verde und mit Luc Frieden einfach mit, was auf Social Media für Furore sorgte), der damit, ob bewusst oder unbewusst, natürlich dem kapverdischen Premier die Show stahl - für uns übrigens mit Abstand DAS Bild des Jahres: der Chefdiplomat und sein geliebter Dackel.
Nicht ganz so beliebt wie der außenministerliche Dackel ist da der Regierungschef, der es nicht einmal mehr in die Top Ten der einheimischen Politiker*innen schaffte, und der aktuell fast schon ums Überleben kämpft - du Jamais-vu!
Was uns in diesem Jahr aber tatsächlich am meisten beeindruckt hat, das ist dann doch der Thronwechsel, ist so ein Ereignis wie eine Thronbesteigung doch nicht gerade etwas Alltägliches.
Die neue US-Botschafterin ist jedenfalls vom Großherzog begeistert, den sie in einem rezentem Interview mit einem Gratisblatt sogar als "gut aussehend" bezeichnet: "Ich war ein wenig nervös, denn ich hatte noch nie einen Großherzog getroffen. Aber es hätte nicht besser laufen können. Er ist freundlich, intelligent und neugierig. Wir hatten ein wunderbares Gespräch in diesem großartigen Palast."
Na dann …
"2025: Das war für uns die Heirat von OGBL und LCGB, der Feminismus-Gau des Dr. Schockmel, das Dackel-Gate von Xavier Bettel und die Thronbesteigung von Guillaume."
Wahrscheinlich ist so ein Großherzog sogar für Donald Trump, den Chef der gerade genannten Botschaftserstsemesterin, etwas ganz Besonderes, gibt es weltweit doch schließlich nur ein einziges Großherzogtum, auch wenn dem Rabaukenpräsident der großherzogliche Palast trotz aller Großartigkeit wahrscheinlich doch ein bisschen mickrig vorkommen würde, fände er denn eines Tages den Weg ins Großherzogtum.
Für ein Mini-Land wie Luxemburg gibt es indes keine besseren Botschafter als die großherzogliche Familie, stehen die Türen für einen Großherzog oder einen Erbgroßherzog doch immer und überall offen, wobei das Land aber leider noch sehr, sehr lange auf einen neuen Erbgroßherzog warten muss, ist der nächste Thronfolger, Prinz Charles, doch gerade erst fünf Jahre alt, was wiederum mehr Arbeit für Großherzog Guillaume bedeutet.
In Erinnerung geblieben ist uns vom Thronwechsel jedoch in erster Linie die peinliche Kleinkrämerei um die Kosten, was wiederum typisch Luxemburgisch ist, gehört die Herummeckerei hierzulande doch gewissermaßen zum nationalen Kulturerbe.
Dem vor der Tür stehenden Jahr sehen wir übrigens, optimistisch wie wir sind, trotz aller weltweiter Krisen und Katastrophen, mehr als gelassen entgegen, kommt es doch sowieso wie es kommt, oder, wie sie in Köln zu sagen pflegen: Et kütt wie et kütt!
Trotzdem fragen wir uns, ob der christsoziale Teil der Regierungsmannschaft 2026 vielleicht sogar noch unbeliebter wird als in diesem Jahr.
Vor allem aber fragen wir uns, ob Xavier Bettel seinen Dackel auch mal in den großherzoglichen Palast mitnehmen wird, aber möglicherweise hat er das ja bereits getan …