Hört die Stimmen unserer Kinder!

Von Laura TomassiniLex KlerenMisch PautschLaurent Sturm

Partizipation ist eines der Schlagworte bei Luxemburgs Politiker*innen. Wer jedoch nur selten gefragt wird, sind Kinder. Verschiedene Projekte zeigen aber, dass gerade die Jüngsten des Landes Demokratie oft am meisten leben. Ein Denkanstoß für die neugewählte Regierung.

122.643 Kinder zählte das Großherzogtum am 1. Januar vergangenen Jahres. 122.643 Bürger*innen mit Rechten, die ihnen 1989 von der UN-Kinderrechtskonvention zugesprochen wurden und seit diesem 1. Juli auch in der luxemburgischen Verfassung verankert sind. Ein Recht haben Kinder hierzulande jedoch nicht: das Recht zu wählen. 2023 war Superwahljahr in Luxemburg mit den Gemeindewahlen am 11. Juni und den Chamberwahlen am 8. Oktober. Beide Male stand die Partizipation und explizit jene von Kindern und Jugendlichen zwar im Wahlprogramm der einzelnen Parteien, so wirklich ernst zu nehmen scheinen die Gewählten Jugendbeteiligung jedoch nicht, betrachtet man den nun veröffentlichten Koalitionsvertrag 2023-2028.

Ganze 25 Treffer gibt es für das Wort Partizipation in der digitalen Version von Lëtzebuerg fir d’Zukunft stäerken – nur drei davon betreffen Minderjährige. Einmal geht es um Austauschprogramme wie etwa Erasmus+, ein weiteres Mal um die Modernisierung der Lehrpläne und ein drittes Mal – endlich! – um die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen. Auf Erleichterung folgt jedoch Ernüchterung, denn dem Thema werden ganze drei Sätze mit Altbekanntem gewidmet: mehr Ressourcen für Schülerkomitees, die nationale Schülerkonferenz (CNEL) und partizipative Projekte in den Gemeinden.

Eine Jugend, die sich interessiert

"Wir werden halt in der Schule, aber auch generell nur als Schüler wahrgenommen, während wir uns selbst allerdings als Schüler und Menschen sehen. Das sind zwei ganz verschiedene Perspektiven", meint Mia Spina-Barboni. Die Dreizehnjährige interessiert sich seit diesem Jahr für Politik und hat beide Wahlen aktiv mitverfolgt. Ihr Interesse entstammt dabei nicht etwa einem Schulfach, sondern fand seinen Ursprung in Schulbank- und Pausenhof-Gesprächen mit Gleichaltrigen. "Viele meiner Freunde kommen aus ausländischen Familien, deshalb war bei uns der Aufschwung von rechten Parteien ein großes Thema", erklärt Mia.

Das, was unter Klassenkamerad*innen besprochen wurde, ließ die Gymnasiastin auch zuhause nicht los, so dass die Gespräche beim Abendbrot auf einmal eine ganz neue Richtung nahmen: "Über Tisch haben sich meine Eltern über Politik unterhalten und waren ganz erstaunt, als ich mitreden konnte." Mia suchte Rat bei ihrem Stiefvater, der ihr Luxemburgs Wahlsystem erklärte und Auskunft über die unterschiedlichen Parteiprogramme geben konnte. "Am Wahltag haben wir dann zusammen die Entwicklungen im Fernsehen mitverfolgt, weil es mich einfach sehr interessiert hat, was dabei rauskommen würde", so die Jugendliche.

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