Kinderarmut wird selten mit Luxemburg in Verbindung gebracht, obwohl rund ein Viertel der Kinder auch hier im Armutsrisiko leben. Während Sachleistungen die Symptome des Problems einzuschränken versuchen, stoßen sie manchmal an ihre Grenzen. Wie kann die Armutsspirale durchbrochen werden?
Der Start ins Leben sollte keine Lotterie sein. Trotzdem sind auch in Luxemburg die Zukunftschancen der jungen Generation zu einem großen Teil an Faktoren geknüpft, auf den sie keinen Einfluss hat. Rund ein Viertel der Kinder hierzulande zieht auch heute noch ein vergleichsweise schweres Los. „Armut, die im jungen Alter erlebt wird, hat häufig lebenslange Konsequenzen“, erklärt Anne-Catherine Guio, die für das Luxembourg Institute of Socio-Economic Research (LISER) unter anderem zu Kinderarmut forscht: Wer in Armut aufwächst, kann meist Schwierigkeiten haben, diese im Erwachsenenalter hinter sich zu lassen: Junge Menschen zwischen 18 und 24 Jahren, einem Alter, in dem Viele beginnen, ein eigenes Leben aufzubauen, finden sich zu rund einem Drittel an oder unter der Armutsgrenze wieder. Besonders fragil sind Familien, in denen nur ein Elternteil anwesend ist, sagt Guio: „Knapp 40 Prozent von ihnen leben im Armutsrisiko. Dabei geht Armut weit über reine finanzielle Schwierigkeiten während eines einzelnen Lebensabschnittes hinaus.“ Soziale Hürden, gesundheitliche Probleme, Integrationsschwierigkeiten und vor allem Probleme in der Schule sind häufig das Resultat von Kinderarmut – und meist Garanten dafür, dass die sozialen Schwierigkeiten weitervererbt werden.
„Wenn die Eltern weniger anwesend sind, um das Überleben der Familie zu sichern, oder selbst weniger Bildung genossen haben, ist es für die Kinder sehr viel schwerer, schulischen Erfolg zu haben. Dieser ist eindeutig an die sozioökonomische Lage der Eltern geknüpft“, erklärt Guio. Gleichzeitig lernen Kinder, die in Armut leben, frühzeitig, Träumen zu entsagen und sich schon mit „etwas“ Erfolg zufrieden zu geben, weil sie gefühlt nicht für höhere Ziele gemacht seien. „Kinder sind nicht naiv, sie spüren den finanziellen Stress“, warnt Guio. Dass der soziale Hintergrund einen großen Einfluss auf den schulischen Erfolg von Kindern haben kann, ist auch im Rahmen der Pandemie deutlich geworden: Laut dem Ministerium für Bildung, Kinder und Jugend (MEN) sind die Leistungen von Kindern in sozial schwierigen Situationen, während der Homeschooling-Periode, verglichen mit ihren Mitschüler*innen, deutlich eingeknickt. Das nicht nur, weil diese Kinder auf weniger Hilfe zurückgreifen konnten, sondern häufig auch, weil sie eingeschränkten oder gar keinen Zugriff auf Computer haben.
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