"Wir hätten bleiben wollen": Wie ein Viertel inmitten der Wohnkrise verschwindet

Von Misch Pautsch

Es steht fest: In der Cité de l'Aéroport in Sandweiler werden alle 19 Gebäude abgerissen. Nachdem das Viertel jahrelang austrocknen gelassen wurde, ziehen nun die letzten Einwohner*innen weg. Die neun Hektar werden voraussichtlich erst mal brachliegen, ein Projekt gibt es nicht. Laut der Gemeinde sind "alle Optionen offen". Doch für den Staat scheint ein Deal mit dem Flughafen immer wahrscheinlicher.

Wer direkt nördlich vom Air-Rescue Hangar am Findel die Cité de l'aéroport betritt, erkennt sofort, welche Häuser noch bewohnt sind: Obschon die letzten Einwohner*innen die Umzugskästen schon packen, pflegen sie ihre Vorgärten und Gehwege bis zum Schluss, Oasen zwischen wuchernden Bäumen und Wildwiesen, vollgestopften Briefkästen, abgebrannten Gartenhäusern und wortwörtlichen Müllhaufen.

Die Gebäude des Viertels, das ursprünglich als Dienstwohnungsanlage für Beamte gebaut wurde, die zum Abrufdienst und für Schichtarbeit näher an ihrem Arbeitsplatz leben sollten, werden in den kommenden Monaten verschwinden. Offiziell wurde dies mit der Ausschreibung des Ministeriums für Mobilität und öffentliche Arbeiten, dem die Verwaltung öffentlicher Gebäude untersteht, bekannt gegeben. In ihr wurden die "Dekonstruktion" von "2 Wohnhäusern, 13 Zwillingshäusern und 4 Gebäuden mit Garagen" ausgeschrieben, in anderen Worten der gesamten Cité. Die Abrissarbeiten sollen 125 Tage dauern und bereits "während des 2. Trimesters 2025" anfangen, also fast umgehend.

Die Hälfte der Häuser – die meisten Doppelfamilienhäuser – wurde nach 2016 von der Agence Immobilière Sociale (AIS) als Sozialwohnungen verwaltet, bis das Finanzministerium, dem die Grundstücke und Häuser gehören, ihr mitteilte, dass sie keine neuen Leute aufnehmen dürfe. Grund dafür sei damals wie heute laut dem Ministerium der gesundheitsgefährdende Zustand der Gebäude – sehr zur Überraschung der AIS und der Einwohner*innen selbst, die mit den Wohnungen selbst zufrieden waren, wie wir bereits berichtet haben.

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