Von der Geburtshilfe zur Geburtsmedizin und wieder zurück

Von Melody HansenMisch PautschLex Kleren

Wohl noch nie wurde die Geburt in Luxemburg so intensiv besprochen wie in den letzten Jahren und Monaten. Ein Geburtshaus im Großherzogtum ist inzwischen nicht mehr nur Wunschdenken von Frauen und Hebammen. Dessen Umsetzung ist in den vergangenen Monaten in greifbare Nähe gerückt. Von der Geschichte der Geburten in Luxemburg.

„Ich hoffe, dass der ganze Tamtam, den wir seit den 80er Jahren gemacht haben doch irgendwie seine Früchte trägt.“ Martine Welter sitzt in ihrem Wohnzimmer auf der Couch. In der Küche brodelt Quittenmarmelade vor sich hin. Seit vergangenem Jahr ist sie in Rente. 36 Jahre lang hat sie als Hebamme in Luxemburg gearbeitet, hat lange Jahre als einzige im ganzen Land Hausgeburten durchgeführt, und sich daneben unter anderem als Präsidentin der Association Luxembourgeoise des Sages-Femmes (ALSF) unermüdlich für ihren Berufsstand eingesetzt. Im Gespräch mit ihr zeigt sich, wie eng der Kampf der Hebammen mit dem der Frauen im Allgemeinen verbunden ist.

Ausgebreitet auf ihrem Couchtisch liegen zich verschiedene Bücher rund um den Beruf der Hebamme und dessen Geschichte in Luxemburg. Die erste Maternité (Entbindungsklinik) mit angegliederter Hebammenschule war 1877 in der ehemaligen Kaserne im Pfaffental eröffnet worden. Bis Geburten im Krankenhaus zur Normalität wurden, dauerte es jedoch noch etwa 50 Jahre. „Am Anfang gingen nur die ‚gefallenen Mädchen‘, wie sie damals genannt wurden, in die Maternité. Frauen, die kein Geld hatten, um eine Hebamme bei sich zuhause zu bezahlen. Wenn sie ihr Kind in der Maternité zu Welt brachten, mussten sie damit einverstanden sein, dass sich eine Schülerin um sie kümmerte. Sie waren sozusagen die Versuchskaninchen“, erzählt Martine Welter. Sie hält eine aufgeschlagene Seite eines der Bücher hoch. Darauf zu sehen sind etwa zwanzig Hebammen. Sie stehen um eine schwangere Frau herum, die auf einer Liege liegt. Davor ist ein einziger Mann zu sehen: der Arzt.

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