Mobbinggesetz: ein 20 Jahre altes heißes Eisen

Von Christian BlockLex Kleren

Seit mehr als einem Jahr liegt ein neuer Anlauf für ein Mobbing–Gesetz vor. Doch ob der Text jemals in Kraft treten wird, ist aufgrund juristischer Bedenken und des schwachen Rückhalts fraglich. Zudem wird Mobbing am Arbeitsplatz offenbar von manchen immer noch nicht als Problem anerkannt.

Marie war zufrieden in ihrem Job, die Zusammenarbeit mit ihren Kolleg*innen funktionierte reibungslos. Bis eines Tages ein neuer Vorgesetzter die Abteilung übernimmt und Änderungen durchsetzen will. In einer Teamsitzung bringt Marie aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung berechtigte Einwände gegen manche Entscheidungen vor. Doch ihr neuer Chef will es besser wissen und, mehr noch, sieht sich in seiner Autorität untergraben. Um die zu bekräftigen, erhält Marie andere Aufgaben. Außerdem wird die mit dem alten Chef getroffene Vereinbarung, am Mittwochnachmittag Urlaub nehmen zu können, damit sich die Alleinerziehende um ihre Kinder kümmern kann, unter dem Vorwand, dass Teamversammlungen nur an Mittwochen möglich seien, aufgehoben.

Marie versucht zunächst, sich mit der neuen Situation zurechtzufinden. Doch es wird nicht besser. Nachdem sie anhaltender Kritik ausgesetzt ist, verliert sie an Selbstvertrauen, macht Fehler, die ihr sonst nie unterlaufen wären. Der über sie erstellte Bewertungsbericht, der einige Wochen später folgt, ist ein weiterer Schlag. Das Dokument stellt ihre berufliche Eignung infrage. Marie wird depressiv, meldet sich oft krank. Das sorgt für Unmut unter ihren Kolleg*innen, die ihre Arbeit miterledigen müssen. Als sie sich eines Tages an die Personaldelegation wendet und diese mit ihrem Einverständnis eine schriftliche Beschwerde verfasst, wird es nur noch schlimmer. Die Beschwerde bleibt ohne Folgen und die Schikanen nehmen zu. Irgendwann, nach langem Hin und Her, wird Marie in eine andere Abteilung versetzt, wo ein besseres Arbeitsklima herrscht und sie wieder mehr Zeit hat, um sich um ihr Kind zu kümmern. Doch die Mobbing-Erfahrung hat tiefe Spuren hinterlassen.

Depression, Burnout, häufige Krankmeldungen, Unzufriedenheit am Arbeitsplatz: All das sind mögliche Konsequenzen von Mobbing. Wie in diesem fiktiven Fallbeispiel treffen sie an erster Stelle eine einzelne Person, doch die Konsequenzen schlagen sich auch auf das direkte Arbeitsumfeld und die Allgemeinheit nieder, die die Kosten für Lohnfortzahlungen, Arztbesuche und Therapien trägt.

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