„Ich brauche die Bühne“

Als wir Loïc Schlentz in der Tetinger Schungfabrik treffen, probt er gerade für seine Rolle eines Bergarbeiters im Musical Den neie Mineur, wobei der Bergarbeiter während unseres Besuchs allerdings keine Grubenhose und keinen Helm, sondern kurze Hose und T-Shirt trägt. Auch war das Gesicht des Bergarbeiters in diesem Fall nicht rußverschmiert, sondern von der Hitze nassgeschwitzt. Es war nämlich einer dieser ultraheißen Tage, wie sie in diesem unendlichen Sommer die Regel waren.

Disziplin und Durchhaltevermögen

Wie schweißtreibend und unglamourös Proben wirklich sind, davon konnten wir uns an diesem Tag selbst überzeugen. Zehnmal oder noch öfter denselben Text aufzusagen oder denselben Part zu singen, kann ganz schön langweilig sein, insbesondere für diejenigen, die irgendwo hinten im Saal sitzen und das Geschehen auf der Bühne von weitem beobachten. Was späterhin bei der Aufführung im besten Fall leicht und locker aussieht, erfordert neben Talent nämlich, man hat es schon immer geahnt, auch so einiges an Disziplin und Durchhaltevermögen.

Das anschließende Gespräch fand glücklicherweise nicht in der überhitzten Schungfabrik (in Tetingen), sondern auf einer nahegelegenen Picknickbank (in Kayl) statt. Die Terrasse des Pavillons, auf die uns der bestens gelaunte und extrem zugängliche 29-Jährige eigentlich hinführen wollte, war an diesem Spätnachmittag leider ausnahmsweise geschlossen. Sehr zur Freude der vorbeikommenden Spaziergänger*innen und Fahrradfahrer*innen, die zwar erst erschreckt innehielten, als Schlentz gleich mehrere Male aus voller Kehle drauflos sang, um uns das gerade Besprochene näherzubringen, das Ganze dann aber begeistert zur Kenntnis nahmen.