Die möglichen globalen Folgen von Floridas Impf-Aus

Von Misch PautschLex Kleren

In Florida sollen Impfungen für Schulkinder nicht mehr verpflichtend sein. Gleichzeitig streicht US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. über 500 Millionen Dollar für Impfforschung. Wir haben mit Associate Prof. Alexander Skupin über die möglichen Konsequenzen der amerikanischen Impfskepsis gesprochen.

Auf Samoa, einer Insel etwas größer als Luxemburg, leben rund 200.000 Menschen. 83 davon, fast alle Neugeborene, sind im Winter 2019 in Samoa an Masern gestorben, nachdem die Krankheit lange fast komplett verschwunden war. Als Folge wurde am 17. November der nationale Notstand ausgerufen, ein Ausgangsverbot verhängt und alle Versammlungen untersagt. Improvisierte rote Fahnen aus T-Shirts oder Tüchern mit der Aufschrift "Hilfe" hingen um Weihnachten aus Fenstern: An ihnen konnten Rettungskräfte erkennen, wo sie Impfdosen hinbringen sollten. Im späten Dezember wurde eine Impfrate von 94 Prozent erreicht, genug, um den Ausbruch wieder einzudämmen. Insgesamt wurden über 5.700 Fälle der Krankheit erfasst, die lebenslange Schäden hinterlassen kann.

Wie konnte eine Krankheit, gegen die es eine zu 97 Prozent effiziente Impfung gibt, eine ganze Nation lahmlegen und in nur zwei Monaten fast 100 Kinder töten? Ein Schlüsselmoment: Im Juli 2018 starben zwei Neugeborene wegen eines medizinischen Fehlers, weil in ihren Impfungen fälschlicherweise ein Muskelentspannungsmittel statt Wasser verwendet wurde. Dies resultierte in einer weitreichende Impfskepsis innerhalb der Bevölkerung. Als Folge wandten sich viele wieder zu "klassischen" oder esoterischen Heilmitteln.

Daraufhin besuchte im Juni 2019 Robert F. Kennedy Jr. das Land und traf sich mit dem Premier von Samoa, um über Impfungen zu sprechen. Gleichzeitig sponserte er laut Berichten eine Anti-Impf-Kampagne in den sozialen Medien, die insbesondere an Mütter gerichtet ist. Er schürte damit eine bestehende Impfskepsis weiter an: Waren 2013 noch 90 Prozent der Neugeborenen geimpft, sank die Zahl 2017 – bereits vor dem medizinischen Unfall – auf 74 Prozent und 2018 weiter auf 31 bis 34 Prozent.

Der Ausbruch war eine Folge davon, dass der für eine Herdenimmunität nötige Anteil der Bevölkerung weit unterschritten wurde, was in der Epidemie endete. Umliegende Inseln, in denen eine Impfquote von 99 Prozent bestand, blieben vollkommen verschont. Noch im Dezember 2019 stimmte das Parlament in Samoa dafür, eine Impfpflicht einzuführen, die seither neue Ausbrüche der Krankheit verhinderte. Zum gleichen Zeitpunkt begann die Weltbevölkerung, auf ein "neuartiges Coronavirus" aufmerksam zu werden…

Du willst mehr? Hol dir den Zugang.

  • Jahresabo

    185,00 €
    /Jahr
  • Monatsabo

    18,50 €
    /Monat
  • Zukunftsabo für Abonnent*innen im Alter von unter 26 Jahren

    120,00 €
    /Jahr

Du hast bereits ein Konto?

Einloggen