Zehn Jahre lang hat Claude Meisch (DP) die bildungspolitische Richtung vorgegeben. Wie positionieren sich die Parteien im Vorfeld der Parlamentswahl? Ein Streifzug durch die Programme offenbart teils vage und klientelistische Versprechen und Seitenhiebe gegen den politischen Stil des Ministers.
In zehn Jahren hat Claude Meisch, Minister für Bildung, Kindheit und Jugend, den Tanker Bildungspolitik umgebaut und in neue Fahrwasser manövriert. Der liberale Politiker hat nicht ausgeschlossen, das Ressort weiterführen zu wollen, als er Ende Juli gegenüber den Kolleg*innen von Radio 100,7 sagte, noch motiviert zu sein und Ideen zu haben. Allerdings hat auch der sozialistische Koalitionspartner Anspruch auf das Ressort erhoben, dies in Person der bildungspolitischen Sprecherin und Partei-Ko-Präsidentin der LSAP, Francine Closener. Oder kommt es nach der Parlamentswahl vielleicht doch ganz anders?
Ein Streifzug in fünf Themen durch die Programme der Parteien, die sich den Wähler*innen – zum Teil abhängig vom Wahlbezirk – in zwölf Tagen zur Wahl stellen.
Öffentliche internationale Schulen: Angleichungstendenzen
Sie haben das Bild der luxemburgischen Schullandschaft in den vergangenen Jahren geprägt. Sechs öffentliche Schulen bieten inzwischen das europäische Grund- und Sekundarschulprogramm an, während der internationale Sekundarschulabschluss (bac international) auf dem Programm von drei Lyzeen steht.
Für die DP steht der weitere Ausbau des Angebots an internationalen Schulen außer Frage. Weitere Standorte für öffentliche Europaschulen sind Esch/Schifflingen und Düdelingen. Auch im "Großraum der Stadt Luxemburg" sieht sie Bedarf für eine zweite agreierte Europaschule – nachdem die Gaston Thorn-Schule erst vor einem Jahr ihre Türen geöffnet hat.
Andere Parteien sehen die Pläne der Liberalen wesentlich nuancierter – auch wenn das Kompatibilitäten nicht ausschließt. Grün, Rot und Violett sprechen das aus, was aus Sicht einzelner Beobachter*innen unvermeidbar ist: die Annäherung zwischen beiden Schulmodellen, um, wie es déi gréng formulieren, eine "Zwei-Klassen-Bildungslandschaft zu vermeiden und die positiven Ansätze beider Modelle zu verbinden". Die Parteien greifen damit einen Aspekt auf, vor dem die nationale Beobachtungsstelle für Kindheit, Jugend und schulische Qualität (OEJQS) gewarnt hatte: die Furcht vor einer Zersplitterung der Bildungslandschaft und einer damit verbundenen gesellschaftlichen Spaltung. Das Bestreben, über eine Diversifizierung des schulischen Angebots auf die individuellen Bedürfnisse von Schüler*innen zu reagieren, "darf weder die Gefahr der Segregation zwischen Familien mit hohem Bildungsniveau und den am meisten benachteiligten Familien fördern", noch ein Vorwand für politische Entscheidungsträger*innen sein, sich vor substanziellen Reformen im regulären öffentlichen Schulsystem zu zieren.
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