Opgepikt - Sphärische Oliven

By Pascal Steinwachs Article only available in German

Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen. Der satirische Wochenrückblick von und mit Pascal Steinwachs - heute ganz im Zeichen der Kulinarik.

Vorletzte Woche

Am 2. Juni wurde Xavier Bettel via Videoschalte von Wolodymyr Selenskyj nach Kiew eingeladen; nicht mal drei Wochen später war er dann auch schon da – wie zuvor bereits fast alle anderen Staats- und Regierungschefs unserer westlichen Welt. „Ich bin zutiefst beeindruckt von ihnen“, zitiert das Tageblatt den luxemburgischen Staatspremier arg beeindruckt, als dieser gemeinsam mit dem ukrainischen Präsidenten vor die Presse tritt. Nun muss nur noch Kammerchef Fernand Etgen nach Kiew reisen, denn der wurde ebenfalls von Selenskyj invitiert.

Dass nur wenige Stunden später in Afghanistan die Erde bebte und mehr als 1.000 Leute den Tod fanden, stieß indes nur auf geringes Interesse und landete allerhöchstens in den Kurznachrichten. Dabei ist es gerade einmal ein Dreivierteljahr her, als die ganze Welt voller Grauen nach Kabul schaute, wo Menschen sich an startende Flugzeuge klammerten, bevor sie aufs Flugfeld stürzten …

Egal, jetzt wird gefeiert! Nachdem das mit dem blöden Coronavirus ja einigermaßen passé ist, war der Nationalfeiertag in diesem Jahr endlich wieder ein Nationalfeiertag, wie ein Nationalfeiertag sein soll. Nämlich mit allem Pipapo: Fackelzug, Feuerwerk, Party, After-Party, Alka Seltzer, Rausch ausschlafen in der Philharmonie, Militärparade, Te Deum, noch mehr Party, Alka Seltzer, Hangover, Blue Monday.

Derweil Großherzogs am Vorabend des Nationalfeiertags das – angeblich – wunderschöne Musterdorf Lellingen besuchen durften, wo sie von rot-weiß-blaue Fähnchen schwingenden Untertanen begrüßt wurden, sahen sich die bedauernswerten Erbgroßherzogs genötigt, wie immer, nach Esch/Alzette zu fahren, wo sie so tun mussten, als sei dies die tollste Sache der Welt.

Gott sei Dank mussten sie nicht auch noch irgend so ein Esch-2022er Kulturdingens aufsuchen, hatten sie abends mit dem Fackelzug doch bereits genug Kultur zu digerieren. Vive! Vive! Vive!

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