Der Erste Bürger des Landes in der Radlerbux; ein Nuklearphysiker, der geht, und eine Umweltphysikerin, die kommt; Rotwein statt Joints, und – endlich! – die phänomenale Rückkehr von Full Metal Loulou. Der satirische Wochenrückblick von und mit einem Pascal Steinwachs in Hochform.
Wochenende
Wow, war das eine Show! Zur offiziellen Einweihung des neuen Stadions gab es Musik und Tanz (wow!), eine Lasershow (wow!, und noch mal wow!) und, dem Wort zufolge, sogar „eine Torte für Prinz Charles mit der Aufschrift ‚Charles 1‘ als Andenken“ (noch mehr wow‘s!), wobei wir uns allerdings fragen, was um Herrgottswillen der britische Thronfolger in Kockelscheuer verloren hat …
Die über 2.000 Zuschauer*innen waren jedenfalls total aus dem Häuschen, wobei die Zuschauerschaft den Fotos auf Facebook nach zu urteilen jedoch zu mindestens 97 Prozent aus Politiker*innen bestand – und der Rest gehörte zu Großherzogs oder zu Prinz Charles. Beim nächsten Mal sind wir dann aber auch dabei, Hauptsache es wird irgendwas ohne Fußball und, wenn möglich, ganz ohne Sport geboten.
Das Wort war aber nicht nur Tortenessen mit Prinz Charles, sondern auch – Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen – „im Weinberg des Herrn“, will heißen im Keller von Claude Bache, dem Dechant des Dekanats Osten, der hier, im Dechenshaus in Grevenmacher, sehr zur Freude seiner Schäfchen und Schäfchinnen eine Art irdisches Paradies geschaffen hat.
Der frühere Pfarrer der Kathedrale und Immer-noch-Präsident der Actioun Lëtzebuergesch, der ganz versessen auf Reben ist, hat nämlich gleich drei Weinberge gepachtet, und die geben ganz schön Saft, wie der lebenslustige und mit einem gesunden Durst gesegnete Geistliche bei einem Rundgang durch einen seiner Berge feststellt. „Sehen Sie, wie voll die Rebstöcke hängen?“ Und der Wort-Mensch sieht: „Und tatsächlich: Die Trauben sind gesund und prall gefüllt mit süßem Saft“. Huch, da gehen dem echauffierten Reporter ja nahezu die Gäule durch.
Nicht ganz so dionysisch ging es derweil in Schengen zu. Hier wurde nämlich geradelt statt gebechert, und hierzu hatten sich extra einige Abgeordnete und -tinnen samt Fahrrädern im Dreiländereck eingefunden, wo symbolträchtig die neue Kampagne zur Zukunft der Europäischen Union lanciert wurde. Sogar der Erste Bürger des Landes, Kammerchef Fernand Etgen, zeigte Präsenz, und der hatte sich für den offiziellen Fototermin extra eine Radlerbux angezogen, derweil CSV-Präsident Claude Wiseler in einer schnöden Alltagsjeans in Schengen auftauchte. Nun muss uns nur noch einer/eine erklären, was Europa denn bitte mit Fahrradfahren zu tun hat. Wahrscheinlich nix!
Hätten sich die Politiker*innen doch nur am Dechanten inspiriert, weiß dieser doch, womit sich die Schäfchen*innen/Wähler*innen am besten anlocken lassen. Genau! Mit Wein, und noch mehr Wein. Ein Gläschen in Luxemburg, ein Gläschen in Deutschland, ein Gläschen in Frankreich … Und der Anblick von Fernand Etgen in der Radlerbux, ein Bild, das sich einem für immer und ewig in den Kopf eingebrannt hat, wäre einem in diesem Fall auch erspart geblieben.
Ehe er an der Mosel radelte, war Wiseler aber noch in Oberkorn wo der CSV-Kongress tanzte, äh … tagte. Klaro, dass der christsoziale Parteichef dort Klartext sprach: „Der Zug steht auf den Schienen, um dort anzukommen, wo wir 2023 hinwollen“. Natürlich …
Das hätte sein bundesdeutscher Pendant, CDU-Chef Armin Laschet, auch nicht besser sagen können. Dass dieser einen speziellen Humor hat, unterstroch er noch einmal bei seiner Stimmabgabe (ja, ja, in Deutschland wurde gewählt), als er seinen Wahlzettel verkehrt herum in die Wahlurne schmiss, aber wahrscheinlich war Laschet – in Deutschland besteht ja keine Wahlpflicht – vorher noch nie wählen.
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Opgepikt – Oans, zwoa, drei, g'suffa!
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