Opgepikt - Le Grand Macabre

Wochenende

Wenn Wladimir Putin das gewusst hätte, dann hätte er höchstwahrscheinlich nicht gemacht, was er nicht hätte tun sollen, dann aber trotzdem getan hat, obwohl er es besser hätte bleiben lassen sollen! Als Konsequenz seiner Invasion der Ukraine wird Russland nämlich vom Eurovision Song Contest ausgeschlossen, und eine derart heftige Maßnahme dürfte auch die härtesten unter den lupenreinen Diktatoren bis ins Mark treffen – wahrscheinlich viel heftiger als so ein halbherziger SWIFT-Ausschluss.

Währenddessen nimmt die weltweite Solidarität in Blau-Gelb von Tag zu Tag zu, was sich nicht nur an der Schwemme der blau-gelben oder friedenstaubigen unterlegten Profil- und Titelbildern auf Facebook & Co. niederschlägt, sondern auch in den nächtlich in den ukrainischen Nationalfarben erleuchteten Regierungs- und Gemeindegebäuden. Das fühlt sich zwar irgendwie gut an, dürfte Putin aber nicht die Bohne beeindrucken und auch nicht von seinem irren Plan hinsichtlich einer Wiederauferstehung der Sowjetunion abbringen.

Seinen irren Plan bis zum bitteren Ende ausgeführt, hat derweil das Team von Esch 2022, wo das mit dem superduper Raketenstart trotz des immensen Drucks der Esch/Alzetter LSAP („An Zäiten wou Bommen an Rakéiten op d‘europäesch Zivilbevëlkerung nidderginn ass esou eng Erëffnung fir eis net denkbar“) tatsächlich durchgezogen wurde.

Unnötig zu erwähnen, dass sich trotz Bombardierung der Ukraine die Speerspitze der einheimischen Politik in Esch 2022 eingefunden hatte (sogar Ex-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, der jedoch leicht genervt dreinschaute, und Großherzogs waren vor Ort, wobei letztere bei solchen Veranstaltungen ja schon von Berufs wegen dabei sein müssen), und den auf Facebook und Instagram geposteten Selfies nach zu urteilen, haben sich die Politiker*innen prächtig amüsiert.

Für uns, die wir die Eröffnungsfeier im Streaming anschauten (na ja, wir klickten uns einige Male kurz rein), sah das Ganze eher wie eine kitschige Micky-Maus-Party aus, aber vielleicht verstehen wir ja unter Kultur etwas anderes als die Esch-2022ler.