Wie Krisen an einem abprallen

Von Melody HansenLex Kleren

Überall wird inzwischen von Resilienz gesprochen – ob es um die Wirtschaft, die Finanzbranche, das Gesundheitssystem oder die Gesellschaft im Allgemeinen geht. Ursprünglich stammt der Begriff aus dem Bereich der Psychologie. Was Resilienz in der Praxis bedeutet, wie wir resilient werden und warum jeder davon profitiert.

Der Begriff "Resilienz" leitet sich aus dem lateinischen "resilire" ab, was so viel bedeutet wie "zurückspringen" oder "abprallen". Ein Mensch ist resilient, wenn er die Fähigkeit besitzt, schwierige Lebenssituationen ohne anhaltende Schäden zu überstehen.

Besonders geprägt wurde der Begriff Mitte des letzten Jahrhunderts, als Forschende sich weltweit immer mehr dafür interessierten, welche Faktoren die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen beeinflussen. Als Durchbruch des Resilienz-Begriffs wird häufig die Langzeitstudie von Emmy Werner und ihrer Kollegin Ruth Smith auf der Insel Kaua'i genannt: Die US-amerikanischen Forscherinnen beobachteten und testeten 698 Kinder des Jahrgangs 1955 aus schwierigen Verhältnissen von ihrer Geburt an über 40 Jahre lang. Das Ergebnis: Ein Drittel der Kinder entwickelten sich trotz widriger Bedingungen positiv, einige sogar sehr positiv. Werner schlussfolgerte daraus, dass Resilienz erlernbar ist und Menschen, die in erschwerten Bedingungen großgeworden sind, sich nicht, wie zuvor angenommen, automatisch negativ entwickeln.

Kabi und Fine

Einmal quer durch Trier, durch mehrere Dörfer und Felder, kommen wir in dem Ort an, in dem Anke Diederich mit ihrer Familie lebt. Eine Familie, die man zweifellos als resilient beschreiben kann. Vor der Tür des Einfamilienhauses steht ein großer Wagen, auf dessen Heckscheibe ein Rollstuhl-Sticker klebt. Das Männchen, das darinsitzt, hält drei bunte Luftballons fest. Eine Stimmung, die auch Anke Diederich herüberbringt, als sie die Tür öffnet. Die junge Mutter trägt ein breites Grinsen im Gesicht. Dirk Hense, Vizepräsident des Vereins nestwaerme Luxemburg asbl e.V., ist auch gerade angekommen und tritt mit ein. Er hat Apfelkuchen mitgebracht.

Die großen Fenster in der Wohnküche bieten einen einzigartigen Panoramablick auf die Hügel und den Wald in der Ferne. Zwischen Sofa und Küchentisch steht ein großes Pflegebett. Katze Kabi und Tochter Fine liegen dort zusammen und genießen den Ausblick. "Kabi liegt immer bei Fine", sagt Mutter Anke und streicht Fine liebevoll übers Haar. Mit einem geübten Griff hebt sie Fine aus dem Bett in ihren Stuhl am Tisch – schließlich soll sie bei dem Interview dabei sein, in dem es unter anderem um sie geht.

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