Verantwortung aufgetischt

Von Misch Pautsch

Selbst auf einem kleinen Teller ist Platz für viele Fragen. Wieviel wovon? Wann und wie oft? Ernährung war lange vor allem Familiensache, doch zunehmend müssen Kinder sich an den Buffets in Schulen und der Maison Relais zurechtfinden. Dazu braucht es gute Gewohnheiten, die den Kindern eigentlich in der Familie beigebracht werden sollen. Leider ist das nicht immer der Fall.

"Wassermelone zum Salat?" Nach einem kurzen überraschten Blick finden die kleinen Dreiecke ihren Weg auf fast jeden Teller. Es ist Mittag, 12.00 Uhr im Restaurant der Kindertagesstätte in Lorentzweiler. Die ersten hungrigen Kinder wuseln zum Buffet. Teller in der Hand, Essen in Aussicht: grüner Salat, Feta-Käse, dazu Kartoffeln, Hähnchenschenkel und Pfannkuchen zum Dessert. Und das Highlight: Die Wassermelonenstücke.

Das Erziehungspersonal der Maison Relais des Roten Kreuzes hat das Geschehen zwar immer im Blick, doch was und wieviel auf den Teller kommt, bestimmen die Kinder im Grundschulalter selbst. Worauf die Entscheidung fällt, hängt größtenteils vom Vorwissen ab, das sie mitbringen. Rund die Hälfte der Kinder des Großherzogtums – etwa so viel sind in einer Maison Relais eingeschrieben – bedienen sich quer durchs Land zum gleichen Moment von ähnlichen Buffets. Und während die kleinen Stichproben an jungen Feinschmecker*innen in Lorentzweiler ihre Menus vergleichsweise ausgewogen zusammenstellt, stehen tausende andere vor einer schwierigen Probe ihrer jungen Selbstdisziplin.

Haben Kinder die richtigen Reflexe, fördern diese Buffets Eigenverantwortung, und lassen viele Freiheiten für persönliche Präferenzen. Doch sie kommt nicht ohne Risiken, betont Dr. Jean-Paul Schmiz, Facharzt für physikalische Medizin und Rehabilitation im Rehazenter. "Es gibt Fälle, in denen sich Kinder dazu entscheiden, nur Dessert zu essen. Wir versuchen ihnen beizubringen, dass sie weniger Fleisch und Zucker, aber mehr Gemüse essen müssen. Sie mit dem Essen komplett allein zu lassen, führt in vielen Fällen genau zum Gegenteil dessen, was wir hier versuchen, zu erreichen. In diesem Fall ist diese immense Individualisierung innerhalb der Schulen, ich kann es nicht anders sagen, schlecht."

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