Unglücklich trotz Kinderglück

Von Melody HansenLex Kleren

In Deutschland entwickeln 10 bis 15 Prozent der Frauen nach der Geburt eine postnatale Depression. In Luxemburg fehlen Statistiken. Ohne Zahlen keine Probleme? Die Erfahrungen von betroffenen Müttern, einer Psychologin, einer Hebamme und einer Doula zeigen das Gegenteil. Ein Tabubruch ist längst überfällig.

Nach der Geburt ihres Sohnes bat Bianka ihren Arzt darum, ihr die Gebärmutter zu entfernen. „Ich wollte das nie wieder durchmachen“, sagt die 36-jährige Mutter. Sie sitzt auf dem weißen Sofa in ihrem Wohnzimmer, neben ihr die beiden Hunde. Ihr Sohn ist inzwischen zweieinhalb und schläft oben in seinem Zimmer. Sie senkt den Blick auf ihren Bauch, der jetzt wieder kugelrund ist. Siebter Monat. „Glücklicherweise hat der Arzt sich geweigert, meiner Bitte nachzukommen.“ Sie sei noch zu jung für eine sogenannte Hysterektomie, hatte er gesagt.

Grund für Biankas damalige Entschlossenheit war ihre mentale Verfassung. Sie litt an einer postnatalen Depression. Ein Phänomen, das viel häufiger vorkommt, als viele es denken würden – darin sind sich die Gesprächspartnerinnen einig. Denn frisch gebackene Mütter trauen sich oft nicht, ihre Gefühle zu äußern. „Dein Kind ist gesund, sei doch froh.“, „Was willst du denn mehr?“, „Ein kleiner Babyblues ist doch normal.“ – Schuldgefühle, Trauer und allgemein negative Gefühle haben nach einer Geburt keinen Platz in unserer Gesellschaft.

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