SkinnyTok: Die neue Welle der Online-Dünnheitskultur

Obwohl Essstörungen seit Jahrzehnten existieren, erleben sie derzeit eine neue Welle der Sichtbarkeit – und subtilen Verbreitung –, die anders aussieht als früher. Auf TikTok taucht Dünnsein in stark kuratierten, ästhetischen Formen wieder auf, die nahtlos in den alltäglichen Content eingebettet sind. Eines der aufschlussreichsten Beispiele ist ein Satz, der seit 2024 im Umlauf ist: "Belohne dich nicht mit Essen. Du bist kein Hund." In der Regel wird der Satz über einen Zeitlupen-Laufsteg-Clip mit stimmungsvollen Filtern und eingängigen Club-Beats geklebt und verleiht Essstörungen einen Hauch von moderner Coolness, so dass die Botschaft eher als erstrebenswert denn als alarmierend empfunden wird.

Isabelle Kieffer, Psychologin mit 18 Jahren Berufserfahrung und einem Master-Abschluss in klinischer Psychologie sowie einem Master-Abschluss in Psychotherapie, erklärt, dass dieser Trend in Wellen auftritt: "Es gibt Zeiten, in denen es mehr Essstörungen gibt, und Zeiten, in denen es weniger gibt. Jetzt sind wir wieder beim Schlanksein als Schönheitsstandard angelangt. Das war in den 80er Jahren so, in den 90er Jahren mit der sehr dünnen Kate Moss, dann kam eine Phase, in der es diese ganze Körpervielfalt gab, Frauen mit allen Arten von Körpern, und jetzt haben wir eine Mischung aus beidem: ein Teil ist Vielfalt und Selbstvertrauen, der andere ist SkinnyTok."