Scheidung und Vaterschaft: Verantwortung neu denken

Von Laura TomassiniLex KlerenMisch Pautsch

Bricht die Familie auseinander, wandelt sich die Rolle des Vaters. Im Chaos rechtlicher Fragen und emotionaler Herausforderungen wenden sich immer mehr Männer deshalb an Beratungsstellen. Zwei Experten berichten, welche Challenges Väter nach Trennungen erleben und wie sie weiterhin einen aktiven Part im Leben ihrer Kinder spielen können.

*Der Artikel gehört zu einer Mini-Serie und wird durch einen zweiten Text mit Erfahrungsberichten von betroffenen Vätern ergänzt.

 

Windeln wechseln, Hausaufgaben erledigen, das Fläschchen vorbereiten: Väter übernehmen immer häufiger wichtige Aufgaben in der Kindererziehung. Geht ein Paar jedoch auseinander oder wird geschieden, gerät häufig auch die Rolle des Vaters ins Wanken, denn laut der Antwort von Justizministerin Sam Tanson (déi gréng) auf eine parlamentarische Frage der Abgeordneten Carole Hartmann (DP) von Mai 2023, wird der feste Wohnsitz der meisten Kinder von geschiedenen Paaren immer noch bei der Mutter festgelegt.

Genaue Zahlen zum Wohnort betroffener Kinder existieren nicht, nur so viel: Laut Familienrichter*innen leben die meisten Kleinkinder bei ihrer Mutter oder in der seit 2018 bestehenden alternierenden Obhut ("résidence alternée"). Mit steigendem Alter nimmt auch die Anzahl der beim Vater lebenden Kinder zu, diese Zahl erreicht aber längst nicht jene ersterer Kategorie. Väter, die sich also Vollzeit um ihre Kinder kümmern, bleiben die Ausnahme.

Immer mehr Väter beanspruchen Elternurlaub

Diese Tatsache verhindert jedoch nicht, dass immer mehr Männer sich eigentlich einen stärkeren Kontakt zu ihren Kindern wünschen. Während es früher den meisten genügte, der Exfrau Unterhalt für die gemeinsamen Sprösslinge zu zahlen, da sie aufgrund ihrer Arbeit eh kaum Zeit für die Kindererziehung oder gemeinsame Aktivitäten hatten, wollen viele sich heutzutage stärker in ebendiese implizieren. Seit der Einführung des Vaterschaftsurlaubs, auch "Pappecongé" genannt (seit dem Gesetzesentwurf von Juli 2023 auch für gleichgeschlechtliche Paare zugänglich), ist die Anzahl derjenigen, die von diesem profitieren, jährlich stark gestiegen.

Zum Vergleich: Während 2017 insgesamt 1.163 Väter die zehn Tage Sonderurlaub nahmen, waren es 2021 bereits 5.663. Auch der Elternurlaub wird vermehrt von Männern genutzt: 2019 von 5.443 Vätern und 2023 von 7.803. Zum Vergleich: 2023 nahmen "nur" 5.390 Mütter ihren Elternurlaub in Anspruch. Die Rolle des Vaters innerhalb der Familie hat sich also verändert, auch wenn die Eltern fortan getrennte Wege gehen.

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