Was passiert, wenn im Klassenzimmer die Fäuste fliegen? Im dritten Teil unserer Reihe zu Gewalt an Schulen geht es um Wutausbrüche im Klassenzimmer, wie sie "normalen" Unterricht unmöglich machen, um Idealvorstellungen von Inklusion und eine Neuausrichtung der Bildungsaufgabe.
Eine ganze Reihe an Projekten und Anpassungen sollen die Schulen und Schüler*innen Luxemburgs auf eine sich rasant ändernde Zukunft vorbereiten. Doch viele von ihnen, sagt Joëlle Damé, Sprecherin der Lehrpersonalgewerkschaft SEW, werden im Moment von einem akuteren Problem im Keim erstickt: Wutausbrüche im Klassenzimmer. "Im Moment ist es in manchen Klassen egal, in welcher Sprache die Alphabetisierung passieren soll…, weil in ihnen einfach überhaupt keine Schule stattfindet." Immer öfter, sagt sie, werden Kurse durch häufig gewalttätige Ausbrüche von Schüler*innen unterbrochen. Wenn man Kinder mit ausgeprägten psychosozialen Problemen in der Klasse habe, kämen selbst erfahrene Lehrer*innen an ihre Grenzen, sagt Damé: "Ich habe mit einem Kollegen gesprochen, der seit 20 Jahren Schule hält und aktuell nicht mehr in der Lage ist, zu unterrichten, weil einige Kinder in der Klasse durchgehend auf 180 sind. Sie riskieren jeden Moment, zu explodieren. Und während vier Erwachsene versuchen, ein Kind, das sich nicht unter Kontrolle hat, zu beruhigen, lernt der Rest der Klasse sicher auch nichts."
Häufig, sagt sie, bedeutet das, dass Kolleg*innen aus anderen Klassen aushelfen müssen, um Kinder davon abzuhalten, sich selbst, andere Kinder oder Lehrpersonal zu verletzen. Kriseninterventionsprogramme werden aktuell von individuellen Schulen aufgestellt. Ein nationales Konzept gibt es noch nicht. Das geht mit einer Reihe Probleme einher, sagt Damé: "Unser 'Pompjeesplang', sieht vor, dass für jede Stunde eine Person des Schulpersonals für akute Probleme verfügbar sein muss. Das klingt erstmal gut, sieht aber in Realität so aus, dass wir Kinder haben, die von Montag, acht Uhr bis Freitag, 14 Uhr durchgehend beschäftigt werden – schulische Betreuung kann ich es kaum nennen. Das bedeutet dann natürlich auch, dass die anderen Kinder in der Zeit weniger Aufmerksamkeit bekommen…" Beim Versuch, eine Schlägerei zu unterbinden, wurde sie selbst in den Bauch getreten – während sie schwanger war.
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