Bis vor drei Monaten war Joëlle Welfring noch nicht einmal in einer Partei, nun ist sie grüne Umweltministerin. So was nennt sich dann wohl ins kalte Wasser geworfen werden. Viel Zeit, sich an ihr neues Amt zu gewöhnen, bleibt der 48-Jährigen bis zum Wahltermin im Oktober 2023 jedoch nicht.
Als Joëlle Welfring am 2. Mai nach der Demission von Carole Dieschbourg als neue Ministerin für Umwelt, Klima und nachhaltige Entwicklung vereidigt wurde, da stand die gebürtige Escherin gerade mal einen Monat an der Spitze der Umweltverwaltung, bei der sie zuvor allerdings bereits seit 2014 stellvertretende Direktorin war. Davor war die gelernte Umweltwissenschaftlerin beim Centre de Recherche Public Henri Tudor tätig, wo sie unter anderem das Kompetenzzentrum für Umwelttechnologien leitete. An der fachlichen Qualifikation dürfte es Welfring also nicht fehlen.
Wir trafen die neue Ministerin und Mutter von zwei Kindern Ende der vergangenen Woche in ihrem Büro im Hochhaus auf Kirchberg. Trotz einer prall gefüllten Agenda nahm sie sich die nötige Zeit, um mit uns zu reden.
Lëtzebuerger Journal: Wie fühlt sich das an, auf einmal Ministerin zu sein? Zumal wenn man erst vier Tage vor seiner Vereidigung in diejenige Partei eingetreten ist, für die man jetzt in der Regierung sitzt?
Joëlle Welfring: Das ist eine intensive Erfahrung. Es ist zudem inspirierend und motivierend, und man lernt in sehr kurzer Zeit viel dazu und lernt interessante Leute kennen. Es ist allerdings auch anstrengend.
Können Sie sie die Kritik verstehen, dass nach Yuriko Backes mit Ihnen schon wieder eine Quereinsteigerin, die sich keiner Wahl stellen musste, Ministerin wurde?
Natürlich kann ich das verstehen. Ich bin ja tatsächlich nicht gewählt worden, fühle mich den Werten der grünen Partei jedoch ganz nahe, und das nicht erst seit gestern.
Das heißt, dass für Sie keine andere Partei als déi gréng in Frage gekommen wäre?
Genau. Ich bin zwar bereits von anderen Parteien gefragt worden, mich bei ihnen zu engagieren, aber das ist schon etwas länger her.
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