Laufen ohne Schuh: Gesund, aber mit Vorsicht zu genießen

Von Laura TomassiniLex Kleren

Barfußschuhe stärken die Muskulatur und fördern die Beweglichkeit, doch ein zu schneller Wechsel kann mehr schaden als nützen. Zwei Experten erklären, warum wir Schuhe nicht von heute auf morgen ausziehen und durch Erstere ersetzen sollen, sondern es Geduld braucht, um den eigenen Füßen und somit dem ganzen Körper etwas Gutes zu tun.

Schon irgendwie komisch: Als Kinder gibt es nichts Schöneres, als barfuß durch den Garten zu rennen, mit den Zehen im Matsch zu planschen und einfach das damit verbundene Gefühl der Freiheit zu genießen. Irgendwann kommen dann die Schuhe, zuerst nur unter Protest angezogen von Mama und Papa, dann irgendwann mit Stolz geschnürt und schließlich als stylisches Accessoire getragen. Der eigentliche Grund fürs Tragen eines Schuhwerks, nämlich der Schutz der Fußsohle vor Verletzungen und vor Hitze oder Kälte, rückt dabei in den Hintergrund. Das Wichtige: die Ästhetik, dass der Schuh auch optisch zum Outfit passt.

Tom Dieschburg schert sich nur wenig um den Look seiner Füße. Der gelernte Sporttherapeut, auf Französisch "rééducateur", trägt sogenannte Barfußschuhe, also Schuhe, die die Füße zwar durch eine dünne Sohle vor äußeren Verletzungen schützen, dabei aber nicht die natürliche Fußform und Bewegungsfreiheit einschränken. Bereits in seiner Jugend ließ Dieschburg seine Schuhe gerne mal zuhause. Während eines Schulausflug nach Rhodos lief er die ganze Zeit barfuß, Blicke von Mitschüler*innen und Tourist*innen hin oder her. Auch heute noch wählt der leidenschaftliche Kletterer oft den direkten Kontakt zur Erde, sei es beim Hiken im Wald oder einfach im Privatleben.

Das Geheimnis verletzungsfreien Laufens

"Auf dem Boden liegt zwar viel Dreck rum und es gibt im Alltag nicht viel Naturboden, aber je mehr barfuß man läuft, umso dicker wird die Hornhaut, so dass man dennoch vor Verletzungen geschützt ist", meint der Sporttherapeut. Durch seine Studien sowie sein privates Interesse stieß er auf die positiven Effekte des Barfußgehens und integrierte das Thema in seine Masterthese. "Ich habe am Laboratoire de Recherche en Médecine du Sport im Krankenhaus in Eich eine Studie zu Risikofaktoren für laufbedingte Verletzungen bei Langstreckenläufern durchgeführt und dafür Leute begleitet, die sich auf den ING Marathon vorbereiteten", so Dieschburg.

Das Potenzial für Prävention machte den Studenten neugierig. "Es gibt zahlreiche Studien zu einheimischen Stämmen, die barfuß durch die Wüste laufen und die weltweit besten Läufer sind. Wie ist das möglich?", so nur eine von Dieschburgs Fragen. 2009 dann kam ein Buch heraus, welches das Thema Schuhe in ein ganz neues Licht stellte: Born to Run vom amerikanischen Journalisten Christopher McDougall nimmt seine Leser*innen mit auf eine Reise zum mexikanischen Indianerstamm der Tarahumara, auch Rarámuri genannt, was übersetzt so viel wie "Fußläufer" bedeutet. Die Mitglieder des Stammes gelten als beste Langstreckenläufer*innen der Welt. Ihre Eigenart: Sie laufen in dünnen Sandalen durch die Wüste, durch Canyons, über Steine.

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