Emanzipiertes Kino

Von Jesse DhurLex KlerenMisch Pautsch Für Originaltext auf Englisch umschalten

Im Mainstream-Film werden Frauen immer noch weitgehend als sexuelle und passive Objekte dargestellt. Von Hollywood bis Wien und Luxemburg versuchen Cineast*innen seit langem, diese patriarchalischen Konventionen infrage zu stellen. Für diesen zweiten Teil hat sich das Lëtzebuerger Journal mit den Geschlechterrealitäten auf und hinter der Leinwand beschäftigt.

"Das traditionelle Kino wird durch die Augen von Männern kuratiert, wodurch weibliche Figuren und Zuschauerinnen objektiviert und ausgegrenzt werden. Dieser männliche Blick ist so normalisiert, dass man tiefer in die Grammatik des Films eindringen muss, um seine ganze Tragweite und Wirkung zu verstehen", sagt Bady Minck. Die Koryphäe des Avantgarde-Filmschaffens und der Filmproduktion, deren Karriere in den späten 1980er Jahren begann, ist in einer (Film-)Männerwelt aufgewachsen und hat sich von ihr emanzipiert, ist aber gleichzeitig sensibel für die Darstellung von Frauen in dieser Welt.

Die in Ettelbruck geborene Cineastin prangert nicht nur die offensichtliche Objektivierung und Sexualisierung auf der Leinwand an. Es sind auch die subtileren Elemente der filmischen Gestaltung: "Nicht nur, dass männliche Figuren in der Regel die aktiven Protagonisten sind und viel mehr Dialoge führen als Frauen. Männer werden auch anders beleuchtet als Frauen, die oft in weiches Licht getaucht werden, um ihre ewige Schönheit zu betonen. Männer erhalten einen klareren, direkteren Ton als Frauen. Die Liste lässt sich beliebig fortsetzen, und die Botschaft dahinter ist klar: Männer sind aktiv und stark, Frauen sind passiv und schwach."

Für Bady Minck und andere Feministinnen ist dies ein Beweis dafür, wie filmische Bilder die patriarchalische Dynamik in der Gesellschaft widerspiegeln und verstärken – mit sehr realen Folgen. Es ist in der Tat kein Geheimnis, dass Hollywood ein Ort ist, der auf Machtungleichgewichten aufgebaut ist, wo Diskriminierung entsteht und Stereotypen verstärkt werden. Studien wie It's A Man's (Celluloid) World, die bisher umfassendste Studie über die Vertretung von Mädchen und Frauen in den 100 besten Filmen, oder der so genannte Bechdel-Test haben diese Kritik lange untermauert. Im Mittelpunkt steht das feministische Konzept des "männlichen Blicks", das von der britischen Filmtheoretikerin Laura Mulvey vor fast fünfzig Jahren propagiert wurde.

Ein bahnbrechendes Werk

In ihrem 1975 erschienenen Essay Visual Pleasure and Narrative Cinema (Visuelles Vergnügen und narratives Kino) vertrat die Wissenschaftlerin die Ansicht, dass die Asymmetrie der sozialen und politischen Macht zwischen den Geschlechtern eine dominante Kraft in ihren filmischen Darstellungen ist. Der männliche Blick, der auf drei Ebenen wirkt – dem Blick durch die Kamera, dem Blick der Figuren in der Handlung und dem Blick des Kinopublikums –, erleichtert die Darstellung von Frauen als Sexualobjekte zum Vergnügen der heterosexuellen männlichen Zuschauer. Um diese Mechanismen des Blicks aufzuschlüsseln und zu entlarven, griff Mulvey auf Konzepte der Psychoanalyse zurück, die zu dieser Zeit in Mode waren. Auf dieser Grundlage argumentierte sie, dass der Zuschauer unbewusst ein Gefühl der Identifikation mit den Figuren auf dem Bildschirm entwickelt, während er sich am objektivierenden Akt des Anschauens erfreut.

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