Editorial - Ein Brief an das EU-Parlament

Von Misch Pautsch

Liebes EU-Parlament,

Könnt ihr den EU-Skeptiker*innen, die euch vorwerfen, eure Zeit und unsere Steuergelder mit grenzdebilen Nonsens-Debatten zu verschwenden, das Leben bitte ein kleines bisschen weniger einfach machen? Nur ein kleines bisschen? Bitte? 

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Jedes Mal, wenn man die an sich selbsterklärend lange Liste an Vorteilen der EU abgerattert hat, weil irgendein selbsternannter Geopolitikexperte wieder mal die Existenz der einzigen Institution infrage stellt, die Europa geopolitisch zumindest etwas relevant macht, haut ihr wieder einen dieser Vorschläge raus. Ein Projekt, Text, Vorschlag, das in seiner Absurdität als Erklärung eigentlich nur eine koordiniterte Desinormationskampagne zulässt, die mit dem Ziel entwickelt wurde, das Vertrauen in die EU zu torpedieren.

Nicht als ob diese Anstrengungen eure Hilfe bräuchten, wie Brexit und der Aufstieg kannibalistischer EU-skeptischer Parteien, die nachweislich immer und immer wieder von Russland finanziert werden, eigentlich jedem hätte beweisen sollen. Aber wie es aussieht, braucht ihr dafür gar keine feindselige Propaganda – nein, eure Kreativität beim Erfinden und Abstimmen von Passagen, bei denen selbst ein bona fide EU-Fan wie ich die Hände über dem Kopf zusammenschlägt und sich fragt 'Was zur Hölle machen die da wieder', kennt offenbar keine Grenzen. Ich will nicht über Hamburger und Würste schreiben. Es ist lächerlich. Aber ich muss. Ihr zwingt mich.

Als ich zum ersten Mal von eurer neuen Fleischprodukt-Definition gehört hab, war ich davon überzeugt, dass hier mal wieder jemand auf eine Nonsens-Interpretation hereingefallen ist, die vermutlich irgendwo einer russischen Troll-Farm entlaufen ist. Eine dieser Fake News, bei der eine schnelle Recherche reicht, um nicht nur dem mutmaßlich Über-den-Tisch-Gezogenen den Wind aus den Segeln zu nehmen, sondern auch mein eigenes Vertrauen in den gesunden Menschenverstand unserer gewählten Repräsentation zu bestätigen. Aber nein. Es stimmt. Tragischerweise muss man sagen 'wieder einmal' Mit der Chatkontroll-Debatte habt ihr genau das Gleiche gemacht. Aber bei der Wurst-Diskussion ist die Absurdität nicht nur augenscheinlich, sondern je mehr man hinschaut, desto mehr offenbart sich der ohnehin konzeptuell grundverdrehte Text als eine Farce, die eigentlich nur noch als performative Selbstparodie bezeichnet werden kann.

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