Editorial - Die USA wählen und die Welt zittert

Von Misch Pautsch

244 Millionen Amerikaner*innen entscheiden sich heute zwischen einer Politikerin und einer Abrissbirne. Und wieder fragt sich die Welt, ob einige tausend Leute in Swingstates in einem selbstzerstörerischen Impuls den Planeten sofort ins Chaos stürzen… oder sie es sich in vier Jahren noch einmal überlegen. Denn Amerikas Demokratiekrise wird nicht mit Trump enden. Ein Versuch, zu verstehen.

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Eines vorweg: Ich kann die unnachgiebigen, unerbittlichen News-Ticker zu den US-Wahlen selbst nicht mehr sehen – wie vermutlich jeder vernünftige Mensch. Ich habe es satt. Wie gerne würde ich sie ausblenden. Nicht nur in homöopathischen Dosen, um meiner mentalen Gesundheit eine Pause zu geben, sondern sie komplett, durchgehend aus meinem Leben verbannen.

Aber die bittere Realität ist: Die Wahlen werden uns alle betreffen. Als individuelle Menschen. Als Luxemburger*innen. Als Europäer*innen. Als Bewohner*innen dieses Planeten. Nicht nur direkt, durch konkrete Entscheidungen, wie sie das bereits getan haben, durch den Rückzug der USA aus dem Pariser Abkommen und dem Ernennen eines Klimawandelverneiners zum Kopf der Umweltschutzbehörde, oder der Destabilisierung der NATO durch Androhungen, sie zu verlassen – niemand weiß, ob es die Ukraine unter Trump noch gäbe. Sondern auch indirekt, durch eine fundamentale Erosion des Vertrauens in Politik, an internationalen Beziehungen oder dem Erstarken von autoritären Mächten weltweit. In den USA wehen Hakenkreuze vor Häusern.

Vor diesem Hintergrund wird sich heute entscheiden, ob die Lügen, Drohungen, Kurzschluss- und Racheaktionen und immer öfter Nonsens-Wortsalate von einem grenzsenilen 78-Jährigen kommen… oder vom Präsidenten der Vereinigten Staaten. Denn kommen werden sie ohnehin, egal wie die Wahlen ausgehen. Die einzige Frage ist, wie viel Gewicht sie haben werden. Die Chance, dass dieses Gewicht die geballte Macht der größten Wirtschafts- und Militärmacht der Welt darstellt, ist im Moment ein Münzwurf. Ja, Amerikas Wahlsystem ist nicht repräsentativ. Aber es ist, wie es ist und wird trotz seiner Fehler das System sein, mit dem das nächste Staatsoberhaupt gewählt wird. Und etwa 30 Prozent der US-Bevölkerung sagen deutlich, zum dritten Mal: Sie wollen Trump. Und diese etwa 30 Prozent könnten reichen.

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