Lange Wartezeiten scheinen sich in der Gesundheitsbranche zu häufen. Nicht zuletzt haben Mammografie-Termine für Diskussionsstoff gesorgt. Drei Frauen berichten von ihren Erfahrungen, ein Gynäkologe gibt einen Einblick hinter die Kulissen.
„Sie können mich Milla nennen“, stellt sich unser Gegenüber vor. Sie lächelt und nimmt einen Ordner aus ihrer Tasche. „Ich habe mir alles Wichtige notiert und einige Dokumente mitgebracht.“ Wie viele andere hat auch Milla Schwierigkeiten einen frühzeitigen Termin, für eine Mammografie zu erhalten. „Bevor wir zum eigentlichen Thema kommen, muss ich noch weiter ausholen“, meint die 58-Jährige. „2010 erhielt ich eine neue Niere. Mit dieser Transplantation geht eine engmaschige Nachsorge einher.“ Sie müsse jedes Jahr diverse Untersuchungen vornehmen lassen, „weil die Medikamente, die ich wegen der Transplantation einnehmen muss, Nebenwirkungen hervorrufen können.“ Zu dieser Nachsorge gehören neben der Kontrolle von Niere und Herz die regelmäßige Durchführung einer Mammografie. Hinzu kommt, dass vor fünf bis sechs Jahren ein Knoten in ihrer Brust entdeckt wurde. „Die Biopsie war ohne Befund, aber ich muss natürlich weiterhin zur Kontrolle.“
Wegen Corona sei sie ohnehin in Verzug geraten, „das war meine eigene Schuld. Mein Mann und ich hatten uns mit Covid angesteckt … und dann habe ich es schleifen lassen“. Sie blättert in ihren Dokumenten. Letzten April habe sie ihre Einladung im Rahmen des nationalen Programms zur Früherkennung von Brustkrebs erhalten. Das Programm Mammografie (PM) richtet sich an alle 50- bis 70-Jährigen (Kategorie der Risikopatient*innen). Pro Jahr werden um die 30.000 Menschen angeschrieben, die sich alle zwei Jahre einer Mammografie unterziehen lassen sollen. Dieser Empfehlung wollte Milla, nachdem sie und ihr Mann wieder gesund waren, nachkommen. „Als das Erinnerungsschreiben erst einmal da war, habe ich mich sofort darum gekümmert. Und damit begann die ganze Odyssee“, erinnert sie sich zurück.
Weil ihre vergangenen Mammografien im Kirchberger Krankenhaus durchgeführt wurden, habe sie sich gewünscht, auch weiterhin dort behandelt zu werden. „Am Telefon war es unmöglich, durchzukommen. Ich hing ständig in der Warteschleife. Ich habe dann per Mail nach einem Termin gebeten.“ Sie reicht uns eine ausgedruckte Nachricht, denn nachdem sie ihre Matrikelnummer nachgereicht hat, habe sie eine automatisierte Rückmeldung erhalten: „Nachdem wir Ihren Antrag geprüft haben, werden wir Sie so schnell wie möglich kontaktieren (aufgrund der großen Anzahl an Anträgen kann dies mehrere Tage dauern)“, heißt es in besagter E-Mail. Das war am 15. September. Bis zum Zeitpunkt unseres Gespräches, das über zwei Monate später stattfand, habe sich niemand bei ihr gemeldet.
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