Bit für Bit der digitalen Zukunft entgegen

Von Misch Pautsch

Es mag eine der größten Bildungsherausforderungen der Gegenwart sein: Wie kann die nächste Generation auf ihre digitale Zukunft vorbereitet werden? An Luxemburgs Gymnasien ist die Antwort seit anderthalb Jahren das Fach "Digital Sciences". Nach einem Jahr Pilotphase berichten drei Lehrer*innen über Lektionen, Herausforderungen und Chancen für Lehrkräfte, Schüler*innen, und das Schulsystem als Ganzes. 

"Letzte Stunde haben wir gesehen, wie wir auf Pixelrastern einzelne Pixel schwarz und weiß machen können", erinnert Michèle Noblet ihre 22 Schüler*innen, während diese auf ihren Tablets die Kursdateien öffnen. Sie deutet auf die Abbildung eines einfachen schwarz-weißen Smiley-Gesichtes auf dem Smartboard der Klasse des Lycée Robert-Schuman. "Wir haben gesagt, dass ein Kasten hier einen 'Bit' enthält, die kleinste Informationseinheit. Die kann entweder Null oder Eins sein. An oder aus, schwarz oder weiß." Sie öffnet eine weitere Bilddatei, zoomt heran bis einzelne Pixel sichtbar sind. "Aber Bilder sind meist nicht nur schwarz und weiß, sondern bunt. Das lässt sich nicht mit nur einem Bit machen." Es folgt viel Spekulation, wie die scheinbar unmöglichen bunten Pixel funktionieren könnten. Keine zehn Minuten später füllen die Schüler*innen neue Raster mit unterschiedlichen Rottönen ein, dann blau, in allen möglichen Variationen.  

Dieses Herantasten an das Innenleben der Computer, die unseren Alltag mitbestimmen, ist Teil des Kurses "Digital Sciences", der seit anderthalb Schuljahren an den Lyzeen in Luxemburg angeboten wird. Dieser neue Kurs stand vergangenes Jahr bereits auf dem Programm der 7ème Klassen von 18 Pilotschulen. Dieses Jahr ist er, nach einer erfolgreichen Testphase, an allen 7ème Klassen des Landes Pflicht, und die Pilotphase für 6ème Klassen hat begonnen. Das Ziel: Die Schüler*innen auf die Herausforderungen der digitalen Zukunft vorbereiten. Jobsuche, Umgang mit Fehlinformationen, Gefahren im Netz. Herausforderungen gibt es für die Jugendlichen genug. Und es bestand Nachholbedarf: 2018 hatten laut der IEA (International Association for the Evaluation of Educational Achievement) weniger als die Hälfte der luxemburgischen Schüler*innen die nötigen Kompetenzen, "fundierte Entscheidungen" im Umgang mit digitalen Medien zu treffen, weil ihnen die Kompetenz fehlte, "digitale Werkzeuge und Gewohnheiten erfolgreich einzusetzen". Hat das luxemburgische Schulsystem seitdem seine Hausaufgaben gemacht?

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