Aus der Zeit gefallen

Von Pascal SteinwachsLex Kleren

Es war einmal … die CSV. Über 100 Jahre ist die altehrwürdige Partei inzwischen alt, und das Alter sieht man ihr auch an. An was sich der aktuelle Parteichef Claude Wiseler und die frühere Parteipräsidentin Erna Hennicot-Schoepges gerne – oder aber auch nicht so gerne – erinnern.

Es ist noch gar nicht so lange her, da waren das Amt des Staatsministers und die CSV so etwas wie siamesische Zwillinge, also untrennbar miteinander verbunden; genauso, wie es einmal eine Generation gab, die keine anderen Regierungschef als Jean-Claude Juncker oder Pierre Werner kannte. Diese Zeiten sind jedoch – manch einer mag es bedauern, andere werden erleichtert sein – vorbei, und dürften angesichts der zunehmenden Zersplitterung der Parteienlandschaft wohl auch nicht wiederkommen.

Ewige Regierungspartei

Wir unterhielten uns vor kurzem mit der früheren Präsidentin Erna Hennicot-Schoepges, Parteichefin von 1995 bis 2003, sowie, am vergangenen Freitag, auch mit dem seit April dieses Jahres sein Amt ausübenden Parteichef Claude Wiseler, der die christlich-sozialen Truppen ja demnächst zusammen mit der designierten Co-Präsidentin Elisabeth Margue führen soll. Wir sprachen mit den beiden CSV-Granden, die wir zu getrennten Gesprächen trafen, allerdings nicht über tagespolitische Themen, und auch nicht über die Zukunft der CSV (die natürlich trotzdem ein Thema war), sondern über für sie prägende Momente in der Geschichte der lange Zeit als ewige Regierungspartei geltenden CSV.

Bei einem unserer ersten Interviews für das neue, digitale Journal, das wir vor fast genau einem Jahr mit dem damaligen Parteipräsidenten Frank Engel führten, hatte sich dieser noch erhofft, dass die CSV wieder relevant werde, was sich, sieht man sich die letzten Umfrageresultate an, bei denen die CSV im Vergleich zu den letzten Wahlen gleich sechs Sitze einbüßen würde, zurzeit aber nur mit sehr viel Fantasie vorstellen lässt. So ist die seit Ende 2013 größte Oppositionspartei seit dem Rückzug Jean-Claude Junckers von der politischen Bühne in Luxemburg mehr mit Grabenkämpfen und mehr mit sich selbst als mit konkreter Politik beschäftigt.

Dabei stellte die CSV, die ihren historischen Ursprung in der früheren Partei der Rechten hat, die am 16. Januar 1914 gegründet wurde, in ihrer langen Geschichte nicht weniger als acht Premierminister: Léon Kaufman (1917-1918), Emile Reuter (1918-1925), Joseph Bech (1926-1937 und 1953-1958), Pierre Dupong (1937-1953), Pierre Frieden (1958-1959), Pierre Werner (1959-1974 und 1979-1984), Jacques Santer (1984-1995) und Jean-Claude Juncker (1995-2013).

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