Ein Superturmes ist Claude Turmes zwar schon seit längerem nicht mehr, muss er sich als Regierungsmitglied doch an das Koalitionsabkommen halten, doch für seine Leib- und Magensache brennt der Energie- und Landesplanungsminister noch immer genauso wie am ersten Tag.
Mit seinen bunten Hemden und seinem Pferdeschwanz, der zwar immer dünner wird, aber immer noch da ist, wirkt der 60-jährige Grünenpolitiker innerhalb der doch biederen Regierungstruppe irgendwie immer noch wie ein Exot, was ihm durchaus zu gefallen scheint. Nach fast 20 Jahren im Europaparlament, wo Claude Turmes, der zuvor als Sportlehrer tätig war, sich in all der Zeit einen Ruf als Energieexperte aufbaute, der auch von seinen Gegnern ernst genommen wird, wechselte der in Diekirch geborene Politiker im Juni 2018 als Nachfolger seines kurz zuvor verstorbenen Parteikollegen Camille Gira als Staatssekretär für nachhaltige Entwicklung und Infrastruktur in die Regierung. Nach den Wahlen vom 14. Oktober 2018 wurde er Minister für Energie und Raumentwicklung.
Wir trafen vor einigen Tagen einen bestens gelaunten Minister auf einem der oberen Stockwerke im Héichhaus auf dem Kirchberg.
Lëtzebuerger Journal: Den Grünen wird oft vorgeworfen, eine Partei des erhobenen Zeigefingers zu sein, die am liebsten so auftreten würde, als wäre sie die moralische Instanz der Nation. So ganz falsch ist das ja wohl nicht?
Claude Turmes: In der Politik ist es wichtig, ethisch zu handeln. Ich selbst bin ein ökologisch, sozial motivierter Mensch, was ich auch als Politiker nicht verstecken kann …
… Sie antworten mir nicht auf meine Frage. Die Grünen sind also keine Verbotspartei?
Ich gebe ein Beispiel: Die Glühbirnen wurden verboten, um LED-Lampen zu ermöglichen. Es macht also durchaus Sinn, verschiedene Sachen gesetzlich zu regeln, was einem wiederum mehr Freiheit gibt. Klimaschutz heißt ja eigentlich nichts anderes, als dass die Freiheit dieser und der nächsten Generationen nicht unnötig eingeschränkt wird, weil wir zu einem gewissen Moment ein zu großes Laisser-aller erlaubt haben.
Als grüner Energieexperte im Europaparlament wurden Sie als Superturmes bekannt; sogar ein Buch über die Energiewende haben Sie seinerzeit, im Oktober 2017, veröffentlicht. In der Regierung ist es nun aber, gelinde gesagt, deutlich ruhiger um Sie geworden.
Es ist klar, dass ein Europaabgeordneter mehr Freiheiten beim Reden hat. Ein Minister muss da besser aufpassen, da er sich an das Koalitionsabkommen halten muss, das gehört eben zum Job. Andererseits hat ein Minister aber mehr Möglichkeiten zu gestalten.
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