"Wirklich auf die Bedürfnisse der Kinder einzugehen ist die größte Herausforderung"
Von Christian Block, Lex Kleren
Seit 20 Jahren betreuen Maisons Relais Kinder außerhalb des Grundschulunterrichts. Warum sie für deren Entwicklung einen förderlichen Rahmen bieten können, die Zusammenarbeit mit den Schulen ausbaufähig ist und sogar Gemeinden Schwierigkeiten bei der Personalsuche begegnen, hat das Journal in Esch/Alzette in Erfahrung gebracht.
Vor 20 Jahren bündelte Luxemburg verschiedenste Betreuungsformen unter dem Dach der Maison Relais – als Bindeglied zwischen Schule und Eltern und als Voraussetzung für die Erwerbstätigkeit vieler Eltern. Heute gilt ein nationaler Rahmenplan mit pädagogischen Zielen und Qualitätsnormen.
Wir haben uns nach Esch/Alzette begeben, um uns über Wartelisten, Elternarbeit, die Zusammenarbeit mit der Schule und die Herausforderungen der Maison Relais zu unterhalten. Dazu haben wir uns mit Sylvia Marques getroffen, Pädagogik-Verantwortliche bei der Verwaltung der Maisons Relais der Südgemeinde, Sally Gauthier, Mitglied des pädagogischen Teams sowie Sharon Laranjeira, Leiterin der Maison Relais Bei de Pompjeeën. Alle drei Frauen haben zuvor bereits Erfahrungen in der Leitung außerschulischer Betreuungseinrichtungen gesammelt.
Lëtzebuerger Journal: Worin sehen Sie die größte Herausforderung in der Arbeit in den Maisons Relais?
Sylvia Marques: Wirklich auf die Bedürfnisse der Kinder einzugehen, das ist die größte Herausforderung. Eine Maison Relais ist nun einmal eine Gemeinschaft, wo viele Kinder aufeinandertreffen.
Sally Gauthier: Der Personalschlüssel, an den wir uns halten müssen, sieht einen Erzieher für elf Kinder vor. Befindet sich darunter ein Kind mit spezifischem Förderbedarf, ein anderes, das einen schlechten Tag hat, ein drittes, das Hilfe bei den Hausaufgaben benötigt und ein viertes bei einer Aktivität, wird es manchmal schwierig.
SM: Früher waren die Gruppen kleiner und homogener. Das offene System (die Kinder entscheiden frei, welche Aktivitäten sie machen wollen, wann sie essen wollen, … d. Red.) hat ganz klar Vorteile für die Entwicklung der Kinder, erschwert aber eine individuelle Begleitung.
Die zweite Herausforderung ist die Zunahme verschiedener Problematiken.
Nehmen diese Problematiken zu oder werden sie vielleicht einfach nur besser erkannt? In den vergangenen Jahren hat sich in Sachen Diagnostik und Sensibilisierung doch einiges getan.
SM: Ja, die Gesellschaft entwickelt sich sehr schnell. Früher standen Lern- oder Verhaltensprobleme im Vordergrund. Heute kommen frühzeitiger Zugang zu sozialen Medien, Smartphones oder Mobbing hinzu.
SG: Es gibt viel mehr frühpubertäre Kinder.
Sharon Laranjeira: Die Kinder verlieren auch eine gewisse Spontanität. Noch vor einigen Jahren hatten sie eher den Reflex, sich eine Beschäftigung zu suchen, wenn sie sich gelangweilt haben. Heute sind sie daran gewöhnt, ein Smartphone in die Hand gedrückt zu bekommen oder der Fernseher wird eingeschaltet.
SM: Unsere Herausforderung besteht darin, die Lust an "normalen" Aktivitäten zu wecken, damit die Kinder selbst kreativ werden.
SG: Das ist insbesondere bei Kindern im Cycle 4 eine richtige Challenge.
SL: Der Sport motiviert sie teilweise. Bei den anderen Handlungsfeldern (des Rahmenlehrplans für non-formale Bildung; es handelt sich um verschiedene Themenbereiche der Kinder- und Jugendarbeit, d. Red.) ist das schwieriger.
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