Was die Orange Week mit der Dominikanischen Republik verbindet
Von Sherley De Deurwaerder, Lex Kleren
Bekannt ist: Der 25. November ist der Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen. Weniger bekannt ist: Den Tag verdanken wir den Mirabal-Schwestern, die 1960 in der Dominikanischen Republik als Anti-Trujillista-Märtyrerinnen starben. Darüber, wie es dazu kommt, dass es die Orange Week gibt.
Worüber Patria (36), Minerva (34) und María Teresa Mirabal (25) im Jeep sprachen, wird niemand je erfahren. Vorstellen kann man sich jedoch die angespannte Luft im Wagen: Sorge um ihre Männer, Wut über die Willkür des Regimes, vielleicht ein letzter Rest Hoffnung. Die drei Schwestern waren auf dem Rückweg vom Fortaleza San Felipe: der Küstenfestung, in der die Diktatur politische Gegner*innen routiniert verschwinden ließ. Dort hatten die beiden älteren von ihnen ihre inhaftierten Ehemänner gesehen.
Auf der kurvigen Straße bei La Cumbre endete die Fahrt abrupt. Der Jeep wurde angehalten, gesichtslose Männer vom Geheimdienst zerrten die Frauen und ihren Fahrer heraus. Was danach geschieht, war brutale Routine des zu dem Zeitpunkt bereits 30 Jahre anhaltenden repressiven Regimes, das nicht mehr zwischen Mann, Frau, Freund*in und Feind*in unterschied: Folter, Vergewaltigung, Mord, und schließlich der Versuch, die Tat hinter einem gestellten Unfall zu verstecken. Die Täter stopften die Körper anschließend zurück in den Wagen und stießen ihn über eine Klippe.
Es ist der 25. November 1960. Die drei Schwestern – landesweit bekannt und geliebt unter dem Decknamen "Las Mariposas", die Schmetterlinge – sind die Symbolfiguren der Untergrundbewegung des 14. Juni, unerschrockene Gegnerinnen der Diktatur Rafael Trujillos, ein Zeichen für Hoffnung, Mut, und Kraft. Ihr Tod sollte wie ein Unfall aussehen. Doch die schwer misshandelten Körper erzählten eine andere Geschichte. Nur wenige Monate später ereilte Trujillo ein ähnliches Schicksal, indem er bei einem Attentat auf sein Auto getötet wurde.
Auf die Schmetterlinge folgt das Orange
In Bogotá, Kolumbien, fand 1981 ein erstes lateinamerikanisch-karibisches Feminist*innen-Treffen (ein sogenanntes "Encuentro") statt, wie verzeichnet in der Oxford Encyclopedia of Women in World History. Bei diesem rund 200-köpfigen Treffen schlugen Aktivist*innen vor, den 25. November zum Gedenktag gegen Gewalt an Frauen zu etablieren, in Erinnerung an die Mirabal-Schwestern aus der Dominikanischen Republik.
Du willst mehr? Hol dir den Zugang.
-
Jahresabo185,00 €/Jahr
-
Monatsabo18,50 €/Monat
-
Zukunftsabo für Abonnent*innen im Alter von unter 26 Jahren120,00 €/Jahr
Du hast bereits ein Konto?
Einloggen