Vom Suchen und (nicht) Finden

Von Sarah RaparoliMisch PautschLex Kleren

Mit jeder neuen Absage gestaltet sich die Wohnungssuche zunehmend als eine Sache der Unmöglichkeit. Das Lëtzebuerger Journal hat mit Menschen gesprochen, denen es genauso geht. Sie erzählen, wo sie momentan stehen, weshalb es bisher nicht funktioniert hat und wieso sie es sich dennoch nicht leisten können, aufzugeben.

„Wo soll ich anfangen?“, entgegnet Jana (Name von der Redaktion geändert), als wir uns auf eine Terrasse eines Cafés in der Hauptstadt setzen. Es ist ein weiterer heißer Sommertag. Der Himmel ist blau, die Sonne ist gekommen, um zu bleiben. Jana ist freundlich, aber genervt. Oder eher erschöpft. Man merkt ihr an, dass die letzten Monate nervenaufreibend gewesen sein mussten. „Es ist frustrierend. Ich habe gerade eben für zwei weitere Wohnungen angerufen. Ohne Erfolg.“ Die 39-Jährige wohnt mit ihrem Mann und ihren Zwillingen in Bartringen in einer Dreizimmerwohnung mit Terrasse. „Die Wohnung gehört meiner Mutter. Das heißt jedoch nicht, dass wir dort kostenlos wohnen. Wir bezahlen Miete. Auch meine Mutter hat einen Kredit, den sie zurückzahlen muss.“

Es sei eine Übergangslösung gewesen, als Jana nach einigen Monaten im Ausland zurück nach Luxemburg kam. „Dann wurde ich schwanger und Corona nahm seinen Lauf. Und nun wohnen wir immer noch dort.“ Aktiv sei sie seit sechs oder sieben Monaten auf der Suche nach einer neuen Wohnung. Gründe für einen Umzug gebe es viele. „Ich liebe meine Mutter, aber unter den Eltern zu wohnen … jeder weiß, dass das keine Lösung für die Ewigkeit ist.“ Der Standort der Wohnung an einer viel befahrenen Hauptstraße und der zu kleinen Wohnung für eine vierköpfige Familie, wie Jana sagt, seien weitere ausschlaggebende Ursachen.

„Jene Luxemburger, die geerbt haben“

Eigentlich möchten Jana und ihr Mann ein Haus kaufen. „Aktuell ist dies jedoch nicht möglich“, meint sie. „Wir waren auf der Bank, um uns zu erkundigen. Uns fehlte schlussendlich das nötige Eigenkapital, um genügend Geld zu leihen.“ Sie habe den Agenten gefragt, wer sich ein Hauskauf heutzutage noch leisten könne. „Er antwortete: ‚Jene Luxemburger, die geerbt haben.‘ Und das ist genau das, was ich immer wieder höre. Entweder ist man wohlhabend, hat geerbt oder die Eltern oder Großeltern können genügend beisteuern oder etwas kaufen. Anders scheint es nicht mehr möglich zu sein.“

Den klassischen Weg in Luxemburg beschreibt sie wie folgt: „Du kommst von der Uni und schon hast du eine Wohnung, die auf dich wartet – ganz überspitzt gesagt. Das ist aber nicht für jeden der Fall. Für uns auch nicht.“ Sie überlegt kurz. „Ich habe das Gefühl, dass du für deine Lebensentscheidungen bestraft wirst. Wenn du es also nicht so gemacht hast, wie es erwartet wird, musst du mieten, bis du 80 Jahre alt bist.“ Sie gibt ein weiteres Beispiel: „WGs sind eine großartige Möglichkeit. Für mich mit einem Mann und Kindern ist dies jedoch keine Option.“

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