Ü50, motiviert, sucht

Von Laura TomassiniLex Kleren

Mit 50+ seinen Job zu verlieren, ist für viele Menschen wie ein kleiner Weltuntergang. Nicht nur ist dadurch die eigene finanzielle und private Stabilität gefährdet, auch gestaltet sich die erneute Arbeitsfindung meist als schwer. Zwei Betroffene haben bei Aarbechtshëllef eine Übergangslösung gefunden, aus der für viele allerdings die Endstation vor der Rente wird.

„Ich werde ihn doch nicht bezahlen, um zum Fenster rauszuschauen!“ Es ist ein Satz, der sich in Alfreds (Name von der Redaktion geändert) Gedächtnis gebrannt hat. Ein Satz aus dem Mund seines ehemaligen Arbeitgebers, für den er 15 Jahre lang tätig war. 2001 kam der gebürtige Franzose nach Luxemburg und startete hier seine Karriere als Kältetechniker. Mit knapp über 50 erlitt Alfred dann einen Herzinfarkt, der bei ihm eine sogenannte Algodystrophie, auch komplexes regionales Schmerzsyndrom genannt, auslöste. Seither hat der Techniker Probleme mit einem Bein und braucht eine Gehhilfe, um zahlreiche Situationen im Alltag zu bewältigen.

„Ich kann nicht mehr richtig laufen und eine Leiter hinaufklettern gestaltet sich als schwierig, so dass die Arbeit auf dem Bau für mich vorbei ist“, erklärt Alfred. Über ein Jahr lang verbrachte der heute 57-Jährige mit der Rehabilitation, danach landete er im „Chômage“. „Mein Arzt hatte mir damals einen an meinen gesundheitlichen Zustand angepassten Posten empfohlen, idealerweise eine Arbeit, die ich im Sitzen ausüben könne. Von der Krankenkasse wurde mir gesagt, ich könne von einer  innerbetrieblichen beruflichen Wiedereingliederung („reclassement interne“, d. Red.) innerhalb meiner Firma profitieren, doch mein Arbeitgeber hatte da andere Pläne“, so Alfred.

Zurückhaltung seitens der Arbeitgeber*innen

Man habe sich auf eine „externe berufliche Wiedereingliederung geeinigt“, kommentiert der 57-Jährige mit Sarkasmus in der Stimme – kurz gesagt: Alfred landete in der Arbeitslosigkeit. Da der gelernte Techniker keinen Anspruch auf Invalidenrente erheben konnte, nicht offiziell als behinderter Arbeitnehmer klassiert wurde und keine neue Stelle auf dem regulären, auch erster Arbeitsmarkt genannt, fand, bedeutete dies für ihn den Bezug von Arbeitslosengeld. Insgesamt fünf Jahre verbrachte Alfred zuhause, bis er schließlich im Centre d’insertion et de réinsertion professionnelle, kurz CIRP, der Fondation Solina eine Stelle bekam. Mittlerweile arbeitet er als Fahrer oder im Büro und will eine Verlängerung seines Vertrages beantragen, doch eigentlich hatte Alfred nie geplant, auf Hilfe von speziellen Organismen angewiesen zu sein.

„Ich bin Kältetechniker von Beruf her, darf diese Arbeit jedoch nicht mehr ausüben, obwohl die Firma, für die ich vor meiner Krankheit gearbeitet habe, sicherlich eine Stelle für mich gehabt hätte, denn dort gab es immer etwas zu werkeln.“ Für Menschen wie ihn gebe es nicht viel Platz auf dem Arbeitsmarkt, das sei halt die generelle Regel, meint Alfred. Dem kann auch Ahsène Atmani der Abteilung für Weiterbildung und Arbeitssuche beim CIRP bestätigen: „Menschen der Altersgruppe 50 bis 65 sind leider oft Opfer ihres eigenen Alters. Die Gründe für ihre Arbeitslosigkeit variieren, das kann sein, dass das Unternehmen, für das sie tätig waren, Bankrott geht, das Management wechselt und ein jüngeres Publikum bevorzugt oder ihnen der Lauf des Lebens einen Schlag verpasst, von dem sie sich nur mühsam erholen. Haben sie erst einmal ihren Job verloren, ist es für sie meist schwer, eine neue Stelle zu finden, denn viele Arbeitgeber sind zaghaft, wenn es um die Anstellung älterer Arbeitskräfte geht.“

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