Streit um Stoppelfelder

Von Franziska PeschelLex Kleren

Angesichts des Krieges in der Ukraine wird weltweit die Sorge vor Nahrungsmittelknappheit laut. In Luxemburg bleiben die Köpfe zwar kühl, doch während die Landwirt*innen die neue EU-Agrarreform erst vor Kurzem kritisieren konnten, setzt die EU-Kommission einige der Regeln zur Versorgungssicherheit schon wieder aus.

Ein violetter Käfer mit sechs orangenen Punkten auf dem Rücken und sechs langen Beinen erklimmt sich den Weg über eine Distel, die Spitzen der Blütenkronen hinauf und hinunter. Eine Marienkäferlarve auf der Suche nach ihrem Frühstück: Blattläuse. Die Disteln wachsen brusthoch, sie sind Ölpflanzen und sollen den jährlichen Ölbedarf einer Person decken. Über den Baumwipfeln in Kockelscheuer plustern sich bleifarbene Wolkentürme auf. Noch steht keine Kuh auf dem Feldabschnitt am Waldrand. Ein abgetrenntes Stoppelfeld ist für ihre Ernährung erdacht. Der Wind streicht durch die Ähren und Blätter der Kulturen auf den 2.000 Quadratmetern Fläche. Zuckerrüben, Soja, Buschbohnen. „Jedem Einwohner in Luxemburg stehen im Durchschnitt 2.000 Quadratmeter landwirtschaftliche Fläche zur Verfügung“, sagt Kerstin Klemm.

Sie ist Forscherin beim Institut fir Biologësch Landwirtschaft an Agrarkultur Luxemburg (IBLA) und führt uns auf dem Gelände hinter dem Haus vun der Natur herum. „Wir haben uns einen fiktiven Bürger ausgedacht, der hier auf dieser Fläche seine Ernährung erzeugt.“ Das IBLA kümmert sich um die Bestellung der Felder und die wissenschaftliche Auswertung, natur&ëmwelt macht die Öffentlichkeits- und pädagogische Arbeit, die ASBL Co-Labor pflegt und erntet. Erdbeeren, Nüsse, Brotweizen. Kerstin Klemm stellt uns Jerry vor. Er entfernt Pflanzen, die zwischen den Kulturen wild sprießen, Unkraut sagt der Volksmund, Beikraut die ökologische Landwirtschaft. Der Bedarf, der mit der Fläche gedeckt wird, ist an die Ernährungsempfehlungen der Deutschen Gesundheitshilfe (DGH) angelehnt, Richtlinien für eine gesundheitsfördernde Ernährung. Gurken, Lauchzwiebeln, Buschbohnen.

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